Hamburg
Schanzenviertel: Vermummte greifen Polizeiwache an

Ein Streifenwagen brannte aus, ein zweiter wurde beschädigt.
In Hamburg haben unbekannte Täter in der Nacht zum Freitag die Polizeiwache im Schanzenviertel angegriffen. Die Attacke auf das Polizeikommissariat 16 an der Stresemannstraße war geplant, davon geht die Polizei nach eigenen Angaben aus. Gegen 23 Uhr setzten die Täter einen vor dem Eingang der Wache parkenden Streifenwagen in Brand, ein zweites Polizeiauto wurde durch die Flammen beschädigt. Die Polizisten seien durch laute Hilferufe nach draußen gelockt worden, sagte ein Polizeisprecher zu NDR 90,3. "Vor der Tür warteten etwa zehn vermummte Personen, die die Kollegen massiv mit Steinen beworfen haben." Gleichzeitig versuchten andere Maskierte, die Eingangstür des Kommissariats mit einem Schloss zu verriegeln. Verletzt wurde niemand, die Angreifer zerstörten jedoch mehrere Fensterscheiben des Gebäudes.
Barrikaden und Krähenfüße
Kurz danach musste die Feuerwehr in die nahegelegene Thadenstraße ausrücken, wo Barrikaden und Mülleimer brannten. Dort und in der Lerchenstraße hatten die Täter darüber hinaus sogenannte Krähenfüße aus Eisen auf die Fahrbahn gestreut, um Löscharbeiten und eine Verfolgung mit Streifenwagen zu erschweren, wie die Polizei erklärte.
Noch keine Spur von den Tätern
Eine Sofortfahndung mit mehreren Dutzend Beamten blieb bislang ohne Erfolg. Mehrere Menschen im Schanzenviertel und auf St. Pauli wurden kontrolliert, zu Festnahmen kam es nicht. Es war bereits das dritte Mal in diesem Jahr, dass die Polizeiwache in der Stresemannstraße Ziel eines Angriffs wurde: Auch bei den beiden Schanzenfesten im Juli und September hatten sogenannte Autonome das Kommissariat attackiert. Im Schanzenviertel kommt es immer wieder zu gewalttätigen Zusammenstößen zwischen Randalierern und der Polizei.
Zoll-Fahrzeuge in Flammen
Nach dem Angriff auf die Polizeiwache im Schanzenviertel gingen am frühen Freitagmorgen im Stadtteil Hammerbrook auch zwei Dienstfahrzeuge des Zolls in Flammen auf. Es habe sich um zivile Autos gehandelt, die an ihren Nummernschildern jedoch als Behördenwagen erkennbar gewesen seien,sagte ein Polizeisprecher am Freitag. Die Polizei geht davonaus, dass auch diese Autos angezündet wurden. Eine Streife entdeckte die brennenden Fahrzeuge vor dem Bundesamt für die Anerkennung ausländischer Flüchtlinge. Mit Hinweis auf die laufende Fahndung wollte der Sprecher einen möglichen Zusammenhang zwischen beiden Taten nicht kommentierten. Jetzt ermittelt der Staatsschutz.
Polizeipräsident fassungslos
"Das hat eine neue Qualität. Man hat Menschen herauslocken wollen, um sie anzugreifen", sagte der Sprecher NDR 90,3. Polizeipräsident Werner Jantosch erklärte, er sei fassungslos. Der Landesverband der Deutschen Polizeigewerkschaft schrieb in einer Pressemitteilung von einer "neuen Dimension linksautonomer Gewalt".
Die Hamburger Polizei steht laut NDR 90,3 in Kontakt mit Berliner Kollegen. Dort waren in der vergangenen Nacht Farbbeutel und ein Molotowcocktail auf ein Gebäude des Bundeskriminalamts geworfen worden. Auch in diesem Fall legten die Täter Krähenfüße aus.
Stand: 04.12.2009 13:00