Vor einem knappen Jahr gestartet, enttäuscht Microsofts neues Betriebssystem immer noch viele Erwartungen. Diverse Schwachstellen wurden zwar beseitigt, doch andere Probleme bleiben.
Am 30. Januar ist es soweit: Windows Vista für Privatkunden ist dann seit genau einem Jahr auf dem Markt. Die Version für Firmenkunden wurde jedoch schon vorher freigegeben. So oder so - Zeit für ein Fazit. Auf rund 100 Millionen Rechnern dürfte Microsofts aktuellstes Betriebssystem mittlerweile laufen. Experten finden weiterhin Kritikpunkte und können einen Umstieg auf Vista deshalb immer noch nicht empfehlen. Es gibt aber auch Positives über die Software zu sagen.
Ein Jahr Praxis zeigt, dass Vista das beste Windows ist, wenn es um die Sicherheit geht: «Gegen klassische Attacken ist Windows Vista gut gewappnet», sagt Thomas Caspers vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) in Bonn. Verglichen mit Windows XP habe Vista weniger Schwachstellen.
«Perfekt ist es jedoch nicht.» So gab es im ersten Jahr Caspers zufolge rund 20 bedeutende Schwachstellen. Sie hätten zu ernsthaften Problemen führen können, wenn Microsoft nicht entsprechende Updates angeboten hätte. Dabei zielen die Angreifer immer weniger direkt auf das Betriebssystem, sondern nutzen vermehrt Lücken in Anwendungen wie dem Browser.
User Access Control
Eine Funktion, die Microsoft erstmals in Vista einsetzt, ist User Access Control (UAC). Sie soll unter anderem verhindern, dass Angreifer Zugriff auf systemkritische Bereiche haben. Soll etwa ein Programm installiert werden, bittet Vista um eine Bestätigung vom angemeldeten Nutzer. «Das ist im Prinzip ein Schritt in die richtige Richtung, wird von vielen Anwendern jedoch als lästig empfunden», sagt Axel Vahldiek von der in Hannover erscheinenden Zeitschrift «c't».
Nach Vahldieks Ansicht müsste UAC dahingehend verbessert werden, dass die Zahl der nötigen Mausklicks deutlich verringert wird. Zudem sei es nötig, die Informationen, die das System gibt, genauer zu formulieren. «Da werden mitunter nur kryptische String-IDs genannt. Damit können viele Nutzer nichts anfangen.» Dass UAC nicht optimal ist, sieht auch Caspers vom BSI so: «Das wird von vielen Nutzern gleich deaktiviert.» Das wiederum hat Folgen, die Laien nicht absehen können: «So verliert der Internet Explorer 7 dann zum Beispiel den geschützten Modus.»
Probleme
Beim Start von Vista wurde vor allem kritisiert, dass für viele Programme und Hardware noch keine passenden Treiber vorhanden waren. «Die Situation hat sich deutlich gebessert», sagt Axel Vahldiek. Nur bei einigen älteren Geräten weigerten sich die Hersteller hartnäckig, Treiber bereitzustellen. Microsoft beurteilt Vista insgesamt sehr positiv. Doch dass die Einführung nicht für alle Nutzer reibungslos vonstatten gegangen ist, sieht auch der Hersteller: «Vor allem mit älteren Programmen und älterer Hardware könnte es manchmal Probleme geben», sagt Produktmanager Andreas Schönberger. Allerdings gebe es immer weniger entsprechende Anfragen beim Support.
Unzufrieden sind die Experten mit Vistas Performance: Nimmt man die gleiche Hardware als Basis, ist das Betriebssystem nach Worten von Thomas Caspers langsamer als XP und die populäre Linux-Version Ubuntu. «Unter Vista lässt das Tempo zu wünschen übrig», sagt auch Axel Vahldiek. Zip-Dateien zu entpacken zum Beispiel dauere manchmal quälend lange.
Service Pack
Die Perfomance hänge von verschiedenen Faktoren ab, sagt Andreas Schönberger von Microsoft. Soll heißen: Nicht immer ist das Betriebssystem schuld, wenn der Rechner lahmt. Im ersten Quartal 2008 soll das erste Service Pack für Vista erscheinen - eine Sammlung von Updates, die das System vor allem stabiler machen soll. Auch am Tempo werde gefeilt. Doch diese Verbesserung dürfte nicht bei jedem Vista-Nutzer ankommen: Wer Vista auf einem alten PC laufen lässt, wird auch durch das Service Pack keinen entscheidenden Tempozuwachs erfahren.Nennenswerte neue Funktionen werde das Service Pack 1 nicht bringen, sagt Schönberger. Dafür verschwindet der sogenannte Reduced Functionality Mode (RFM) mit dem Update aus dem System - worüber sich mancher Anwender freuen dürfte: RFM sorgt bisher dafür, dass sich das System quasi nicht mehr nutzen lässt, wenn der Anwender es nicht binnen einer bestimmten Frist mit dem Lizenzschlüssel registrieren lässt.
Auch wenn der Nutzer nach Ansicht des Herstellers eine ungültige Lizenz hat, tut RFM bislang seinen Dienst. «Der Reduced Functionality Mode war inakzeptabel», sagt Thomas Caspers vom BSI. Schließlich sei es möglich, dass sich Microsoft bei der Identifikation der Lizenz irrt.
Windows XP
Einen Umstieg auf Vista empfehlen die Experten derzeit noch nicht. Damit sollte laut Caspers auf jeden Fall bis zum Erscheinen des Service Pack 1 gewartet werden. Derzeit muss auch kein Windows-XP-Nutzer befürchten, dass sein Betriebssystem von Microsoft nicht mehr unterstützt wird. Die sogenannte Haupt-Support-Phase für Windows XP läuft erst im April 2009 aus. Bis dahin enthalten Updates dieses Betriebssystems neben Sicherheits-Patches teilweise auch noch neue Funktionen oder Leistungssteigerungen. Das dritte und wohl letzte Service Pack für Windows XP soll es laut Schönberger in der ersten Jahreshälfte 2008 geben. Die erweiterte Support-Phase dauert sogar bis April 2014 - so lange wird Microsoft noch sicherheitsrelevante Updates für Windows XP liefern.
Teures Vista
Viele User und große Teile der PC-Industrie haben sich wiederholt enttäuscht über Vista geäußert. Kritisiert werden häufig die zahlreichen Lizenzeinschränkungen, die mit dem Erwerb von Vista verbunden sind, eine teilweise Unvereinbarkeit des Systems mit Open Source-Programmen sowie eine drastische Zunahme von Computerschrott, weil Vista auf älteren Rechner nicht läuft.Microsoft weist die Kosten für die Entwicklungt von Vista mit sechs Milliarden Dollar aus. Das Wirtschaftsmagazin «Businessweek» spricht dagegen von zehn Milliarden, einer fünfjährigen Entwicklungszeit und der Mitarbeit von 10.000 Microsoft-Angestellten. Die verschiedenen Versionen des Programms kosten in Deutschland derzeit zwischen 79 und 379 Euro. (nz/dpa)
Naja, anders wars auch nicht zu erwarten.
Meiner Meinung nach, wird es bis zum 2. Service Pack dauern, bis es wirklich so gut wie XP wird.