Als der Film in die Kinos kam war ich von den durchgehend schlechten Bewertungen und der Länge des Films abgeschreckt ihn mir anzusehen.
Nun bin ich in letzter Zeit durch das Ansehen von Gladiator, Troja und anderen Sandalenstreifen wieder auf den Film gekommen und hab es gewagt.
Und ich bin nicht enttäuscht worden.
Als ersten sollte man wohl erwähnen das sich der Film, obwohl in der gleichen Zeit angesiedelt, unter keinen Umständen mit durchstrukturierten und fiktionalen Drama/Actionstreifen wie Gladiator oder Troja vergleichen lässt.
Vielleicht ist der Film durch diese falsche Erwartungshaltung gescheitert, man hat bei der vorliegenden Thematik wohl auf einen, ähnlich auf Hochglanz und Unterhaltung getrimmten, Blockbuster gehofft.
Der Film ist eher eine psychologische Charakterstudie Alexander des Großen. Er ist der Dreh- und Angelpunkt des Geschehens und strahlt eine sehr starke Präsenz aus.
Colin Farell und der Regisseur verleihen dem "übernatürlichen und göttlichen Alexander" gleichzeitig eine sehr menschliche Seite.
Er stürzt sich heroisch neben seinen Männern in den Kampf und schenkt ihnen Liebe und Fürsorge, jagt dem mystischen Ruhm alter Sagen hinterher und will die ganze Welt befreien und vereinen.
Er ist jedoch auch sehr Stolz, er säuft und ist arrogant, psychisch hin und her gerissen zwischen seinem Vater und seiner Mutter, grausam und duldet keinen Ungehorsam oder Verrat.
Diese vielen Facetten machen ihn vor allem glaubwürdig und authentisch, manchmal ist sein Handeln nachvollziehbar, dann wiederum absolut irrational. Er lässt sich nicht einfach in die Kategorie guter oder böseer Held einordnen.
Diese Darstellung Alexanders untersteicht besonders die gelungene Authenzität des Films, dass die Welt der Antike nach völlig anderen Normen und Werten funktioniert hat als die Heutige, so beispielsweise auch die angedeuteten bi-sexuellen Beziehungen zwischen den Akteuren, die wir heute zwar tolieren möchten aber auf der anderen Seite in der Darstellung eines Mannes wie Alexander nicht akzeptieren oder wahrhaben wollen.
Die Geschichte wird vorrangig von Anthony Hopkins in der Rolle des gealterten Ptolemäus in mehreren Episoden erzählt. Durch diese Erzählweise und die großen Zeitsprünge des Films entsteht kein übergeordneter Spannungsbogen, worauf der Film allerdings auch gar nicht abzielen möchte.
Es wird nicht versucht eine spannende und unterhaltsame Geschichte zu erzählen sondern durch die Charakterstudie Alexanders dieser "unnahbaren" Person näher zu kommen und ihn als Menschen der damaligen Zeit zu verstehen und beurteilen zu können.
Da ist es besonders löblich das der Film unter der Aufsicht von Robin Lane Fox, der eine historisch anerkannte Alexander Biographie geschrieben hat, gedreht wurde damit der Film so historisch akkurat wie möglich ist.
Doch auch die Inszenierung des Films weiß auf ganzer Linie zu überzeugen. Die Kostüme und Schauplätze, die hart/realistische, teils auch subtile Gewaltdarstellung sowie die hervorragende musikalische Untermalung erschaffen eine glaubwürdige und faszinierende Welt.
Gefüllt wird diese durch die gute, teils auch herausragende schauspielerische Leistung, allen voran natürlich Colin Farell der besonders durch seine Mimik und Gestik Alexander eine Persönlichkeit verleiht, aber auch Val Kilmer und Angelina Jolie die eine ähnlich gespaltenen Charakter wie Alexander haben und was sich in ihrer Beziehung zu ihm verdeutlicht, wissen zu überzeugen.
FAZIT
Alles in allem ist der Film, durch die unterschiedliche Erwartungshaltung die man an ihm haben kann, zu recht umstritten. Doch ich kann nur jedem raten sich ein eigenes Bild zu machen und ihn sich anzusehen.
Lässt man sich auf die Dialoglastigkeit, die berauschenden Bilder und Landschaften sowie den Anspruch des Films ein, ohne eine einzige effektreiche Schlachtenorgie ala Troja zu erwarten, wird man diesem, in meinen Augen, verkannten Meisterwerk etwas abgewinnen können oder gar fasziniert sein.