Bitte saltwater,
bin Interessiert!
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Bitte saltwater,
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Ritalin bekam ich das erste Mal in der ersten Klasse verschrieben. Zu diesem Zeitpunkt besuchte ich einmal in der Woche eine Psychotherapeutin, die mit mir über mein Leben und meine Beziehungen zu meinen Mitmenschen sowie zu meiner Familie sprach. Darüber hinaus gab es immer ein paar Aufgaben zu lösen. (Meist ein Labyrinth, durch das ich mit einem Stift fahren sollte. Bestenfalls ohne anzustoßen und ohne Rückwege. Das wurde "trainiert".) Den Zweck der Therapie verstand ich damals als Kind natürlich nicht.
In der Grundschule ging es gut voran: Ich war Klassenbester. Einmal fragte mich ein Schüler aufgrund meiner Leistungen, ob mich meine Eltern denn zum Lernen zwingen würden. Ich antwortete mit "Nein" und damit, dass ich sowieso kaum lerne (was auch stimmte). Während andere Schüler nachmittags meist Nachhilfe bekamen, hatte ich kaum etwas zu tun. Ich kam nach Hause und setzte mich sofort an die Hausaufgaben. Nach max. 30 Minuten waren diese für alle Fächer erledigt und ich hatte den Tag frei. Ich zog also mit anderen Kindern umher, die genauso wenig für die Schule taten wie ich - mit dem Unterschied, dass es sich bei diesen in den Noten wiederspiegelte.
Als Kind konnte ich kaum etwas von der Wirkung des Ritalin feststellen, da ich nicht wusste, auf was ich achten sollte. Außerdem nimmt man als Kind alles anders wahr. Dies änderte sich, als ich auf das Gymnasium kam. Die ersten Jahre nahm ich noch Ritalin, mit der Zeit bemerkte ich jedoch eine Art "dünne Schicht", die sich auf meine Umwelt legte. Stellt euch eine Art von "Rauschzustand" vor, nur sehr abgeschwächt. Als wärt ihr nie wirklich bei vollem Bewusstsein. Wenn euch jemand fragen würde, was es denn ist, könntet ihr es ihm nicht erklären. Ein Blick wie durch eine "Glaswand". Ein sehr dünnes und blitzblank poliertes Glas, aber dennoch etwas, das euren Geist auf eine Sache fokussiert. Alles andere um euch herum vergesst ihr. Es ist euch egal oder bereitet euch sogar Stress. Alltägliche Begegnungen mit Menschen sind nicht dasselbe wie ohne Ritalin. Ihr wollt euch nämlich beispielsweise auf mehrere Gesprächsteilnehmer konzentrieren, seid aber auf eine Sache fixiert. Selbst jemandem in das Gesicht zu schauen war eine Qual. Ich "musste" mich auf eine Partie fixieren: Sie es der sich bewegende Mund, seien es die Augen oder Sonstiges. Aber eine ganze Gruppe von Menschen als "Ganzes" wahrzunehmen, das bereitete mir schon fast Kopfschmerzen.
Einige wenige Freunde hatte ich. Sie kamen mit meinem Verhalten zurecht. Dass sonst niemand den Kontakt zu mir gesucht hat, das musste doch irgendwie and denen liegen! Leider war es nicht so: Durch das Ritalin wurde ich im Unterricht und für einige Dinge sehr offen, an meiner Umwelt nahm ich jedoch größtenteils passiv teil. Ich beteiligte mich nicht an Gesprächen, ging den Leuten aus dem Weg, da der Kontakt mit anderen Menschen, besonders Fremden, mir großen Stress bereitete. Und genau dadurch wurde ich immer unsicherer. Ich konnte schon kaum mehr eine normale Unterhaltung in der Gruppe führen, fühlte mich selbst schlecht. Wollte ich doch auch dazugehören, konnte es aber nicht. Und das Schlimmste war eben, dass dies meine eigene "Schuld" war (oder auch die Schuld meiner durch Ritalin gestörten sozialen Welt).
Sobald ich nach Hause kam, ließ die Wirkung nach. Ich wurde unkonzentriert in einem Maße, dass es nicht mehr als "normaler Feierabend" angesehen werden konnte. Während es wirkte, klappte alles Schulische bestens, danach jedoch wurden die anspruchsvolleren Aufgaben (bspw. in Mathe) zur Qual. Die Gedanken flogen bei den Rechnungen durcheinander, ich konnte die einzelnen Schritte nicht mehr nachvollziehen. Ich rechnete eine Sache im Kopf und bei der nächsten hatte ich das vorher Gerechnete schon wieder vergessen. Und nicht nur beim Schulischen, auch beim Sozialen. Mit meiner Familie kam ich kaum zurecht: Ich war unkonzentriert und vom Ritalin "überreizt" und unausgeglichen. Ich ging schnell in die Luft und sah die Schuld dann natürlich bei den anderen.
Meine wenigen Freunde litten stark und meiner Art. Ich konnte ihre Gefühle nicht mal mehr abschätzen, Ritalin verhinderte dies. Diese gestörte Gefühlswahrnehmung ist das Allerschlimmste an der Sache. Denn Rücksicht auf die Gefühle anderer zu nehmen, ist entscheiden für ein gesundes Umfeld. Denn nur in einem solchen kann wiederrum ein gesundes Sozialverhalten erlernt werden. Eine "Leistungsmaschine", welche nur auf eine Sache fokussiert ist, kann überhaupt keine komplexeren Bindungen zu seinem Umfeld aufnehmen. Und irgendwann haben auch die besten Freunde genug von diesem Verhalten und geben entsprechende Signale zurück. Somit wird man nur noch bestärkt in seiner Meinung "Die anderen sind es!", da man sich ja nur so verhält, wie man eben ist.Und hier kommt dann die Frage auf, ob du es wirklich "Selbst" bist oder ob es Du + Ritalin sind. Bei mir fühlte ich Letzteres. Ich machte ein Gespräch mit Eltern und Arzt aus un setzte es ab.
In der weiteren Zeit fielen meine schulischen Leistungen etwas. Natürlich konnte ich nicht das gleiche Niveau aufrecht erhalten. Zum einen, weil Ritalin einen wirklich konzentrierter macht, zum anderen, weil der Körper nun auf einmal auf Ritalin verzichten muss und damit nicht so gut zurecht kommt. Entzugserscheinungen hatte ich nicht ein Mal. Ich weiß nicht, wieviele 100 Stk. Packungen der Autor in seinem Artikel pro Tag zu sich genommen hat, dass er solche Erscheinungen bekam...Hier muss ich wirklich widersprechen. Ritalin ist nicht einfach eine Art "abgeschwächtes" Kokain mit Entzugserscheinungen beim Absetzen. Es ist viel unscheinbarer, wirkt mit der Zeit, sodass man es kaum mitbekommt. Das macht das Medikament erst Gesellschafts-kompatibel. Auf der anderen Seite wüsste man bei Kokain direkt, dass man nicht bei Sinnen und auf einer Droge ist. Bei Ritalin muss man schon genau auf sein Inneres hören und sich fragen, ob das, was man fühlt, denkt, wahrnimmt, wirklich einem selbst enspricht.
Nach dem Absetzen verbesserte sich jedoch auch einiges: Ich konnte besser auf Menschen eingehen. Meine Wahrnehmung änderte sich, denn mit dem Verschwinden des Ritalin stiegen Kontaktfreude und das Bewusstsein für mein eigenes Umfeld immens an. Ich war vielleicht nicht mehr auf eine Sache fokussiert, behielt nun aber einen besseren Überblick. Ich hatte einfach weniger Stress im Alltag. Mit Ritalin war der Teil des Tages, den ich in der Schule verbrachte, zwar gut zu bewältigen, der Rest des Tages war jedoch psychischer Stress. Einerseits durch die anhaltende Wirkung des Ritalin und die daraus resultierende Fokussierung auf immer jeweils eine Wahrnehmung, andereseits später auch durch die nachlassende Wirkung in Zusammenhang mit der von ihr hervorgerufenen totalen "Unkonzentriertheit". Stellt euch einfach vor, dass eure Gedanken durch Ritalin "gebündelt" werden und sobald es nachlässt, wird alles freigelassen und schwirrt wie wild in eurem Kopf rum. Ich wiederhole, dass die Wirkung nicht wie bei richtigen Drogen so direkt feststellbar ist, aber sie ist definitiv vorhanden. Um das festzustellen, muss man sich nur im Klaren sein, wie man sich jetzt ohne Ritalin verhalten würde. Dann fällt einem die Unterscheidung leicht.
Ich nehme nun Ritalin LA (6-8h Wirkung) bis zum Abitur, was nicht mehr lange dauern wird. Aber mit dem Bewusstsein, dass Ritalin auch eine Art "Droge" ist. Für mich die Droge mit den unscheinbarsten und damit fiesesten Langzeitwirkungen. Muss ich gerade keine Klausur schreiben, lasse ich es aus. Am Wochenende sowieso. Ich nehme es nur, wenn es ein wirklich wichtiger Schultag mit Klausuren oder anspruchvollen Unterrichtsthemen ist. Die Menge habe ich in Zusammenarbeit mit einem Psychater selbst bestimmt. Dieser wollte die Dosis langsam weiter erhöhen, aber ich habe gesagt "Ich kann mich so gut konzentrieren, ich brauche nicht mehr." Das war noch weit unter der "empfohlenen" Menge für mein Gewicht und Alter. Aber nur das, was ihr empfindet, ist letztendlich entscheidend. Und hier gilt: So viel wie nötig, so wenig wie möglich. Ritalin ist und bleibt ein zweischneidiges Schwert, also rate ich jedem, auf sich selbst zu hören, wenn er es denn ausprobieren möchte.
Hört sich ähnlich wie die meisten anderen "gängigen" Drogen
nach einem dauerhaften Konsum an... :-/
@Saltwater: Warum nimmst du nach wie vor Ritalin? Nur, weil du dein Abitur jetzt noch bestmöglich abschließen willst?
Danke jedenfalls für den Bericht, sehr interessant zu sehen, wie das ganze auf einen längeren Zeitraum wirkt.
@Saltwater: Bist zum Glück ja relativ normal.
In der Kindheit ist ja vorallem die Aufnahme der Umwelteinflüsse auf die Entwicklung sehr wichtig, klingt mir so als ob Ritalin das doch stark blockt.
Sorry, wenn ich das so sage, aber ihr habt echt Probleme euch irgendeinen Müll reinzupfeifen. Wir leben mittlerweile nicht nur in einer Konsum- und Vergnügungs-, sondern auch schon in einer Drogen-Gesellschaft. Wo soll das nur hinführen...
Der Geist der modernen Gesellschaft wird immer schwächer.