Was haltet ihr davon:
Eigentlich sollte es eine Mission wie jede andere werden. Wir sollten unentdeckt auf die Insel rauf, unsere Zielpersonen, ein verschollenes Archäologenteam, retten, und dann so schnell wie möglich zum Exfiltrationspunkt und wieder weg von diesem gottverlassenen Eiland. Niemand von uns konnte ahnen, dass es hier um weit mehr ging. Nicht einmal Prophet konnte sich ausmalen, welch schreckliche Ereignisse in den folgenden Tagen auf uns warten sollten. Die Koreaner hatten wegen einer merkwürdigen Energiequelle sofort die gesamte Insel abgesperrt und ließen niemanden rauf und niemanden runter. Als ob sie etwas zu verstecken hätten. Merkwürdig, wo doch erst vor einigen Wochen der Vertrag von Pjöngjang ausgehandelt worden war, in dem die engere Zusammenarbeit mit den Nordkoreanern im Pazifik beschlossen wurde. Einige Tage vorher hatten wir einen Funkspruch von einer der Archäologinnen abgefangen. Von einer gewissen Helena Rosendhal. Eigentlich ein hübscher Name. An dem Funkspruch war nichtmehr viel zu erkennen, aber es schien beinahe so, als hielten die Nordkoreaner sie irgendwo auf der Insel gefangen. Deswegen waren wir also hier. Archäologen suchen. Ein Scheißjob für jemanden wie uns, wir in unseren Milliarden-Dollar Anzügen, die uns auf Belieben höher springen, schneller laufen und sogar beinahe unsichtbar machen konnten. Nano-Suits nannten wir sie. Natürlich waren wir mächtig stolz darauf, sie tragen zu dürfen, auch wenn keiner von uns so genau verstand, wie sie denn nun genau funktonierten. Sie taten es, und das war die Hauptsache. Und es war ja auch nicht so, dass wir diese Anzüge per Zufallsprinzip erhalten hatten. Wir alle, nicht nur meine Einheit, sondern alle, die einen solchen Anzug tragen durften, hatten seit ihrer Kindheit nichts anderes miterlebt als knallharten Drill. Schon in frühesten Jahren wurden wir von unseren Eltern weggerissen. Entweder Eltern, die ihre Kinder nicht mehr haben wollten, oder Eltern, die sie einfach nichtmehr ernähren konnten. Von der Regierung entführt quasi. Welch ein Ironie. Ich habe meine Eltern noch nie gesehen. Ich war noch zu klein, um mich an irgendetwas erinnern zu können. Das erste, woran ich mich überhaupt erinnern kann, ist kalter, nackter Stahl. Wie mir später erzählt wurde waren wir so früh wie möglich an Apparate angeschlossen worden, welche uns mit zusätzlichen Nährstoffen versorgten und eine spätere Adaption mit dem Anzug erleichterten. Die Adaption. Sie werde ich nie vergessen. Mit unserer Volljährigkeit, nach Jahren des harten Trainings und schweißtreibender Arbeit wurden wir das erste mal in unsere Nano-Suits gesteckt. Es tat nicht weh. Ich litt Höllenqualen. Wie Millionen von Nadelstichen fühlten sich die einzelnen Ausläufer des Exoskeletts an, die sich in die Haut bohrten, um sich an Nacken und Rückrat unseres Nervensystems anzukoppeln. Aber wir hatten ja keine Wahl. Und außerdem waren wir jung und naiv. Wir wollten alle die Stärksten sein. Besser als die anderen. Damals wussten wir noch nicht, dass wir später einmal als Speerspitze der USA in die Gefechte stürmen sollten. Bisher gab es kein vergleichbares Projekt. Nirgendwo sonst auf der Welt. Nicht in Europa und nicht in Asien. Nur hier. Da war es auch verständlich dass die Regierung die Entwicklung des Nano-Suit geheimhalten musste. Mit niemandem durften wir darüber reden. Wir waren abgekapselt. Wir waren es immer gewesen. Und nun waren wir hier, in 3 Kilometern Höhe über einer Insel, die wir nicht kannten und hatten es mit einem Feind zu tun, den wir zu kennen glaubten.
„Hey Nomad. Gibt‘s dich auch noch, Mann?“ Jesters rauchige, schwere Stimme kam mir vor wie tausende Meter entfernt. Als ich die Augen jedoch öffnete, bemerkte ich, dass er sich meinem Gesicht bereits bis auf wenige Zentimeter genähert hatte, und scheinbar schon länger versucht hatte, mich aus meinen Gedanken zu reißen. Anstatt irgendetwas zu sagen schaute ich ihn lediglich an und nickte leicht. Er musste meine Abwesehnheit bemerken, dennoch sagte er nichts weiter sondern schüttelte einmal vielsagend den Kopf und wandte sich dann von mir ab.
Ich war gerade wieder dabei, in einen Dämmerzustand zu verfallen, als Prophet anfing zu sprechen und uns die Informationen mitzuteilen, die wir wissen mussten um unseren Auftrag zu erfüllen. Prophet war unser Squadleader. Er war der einzige, der nicht erst unmittelbar vor dem Auftrag die Informationen bekam, und er war derjenige, der sie uns dann weiterreichte.
Ich war einfach still und hörte zu.
„Der Geheimdienst hat auf der Insel starke Truppenverbände lokalisiert. Sie rechnen nicht mit uns. Das sollten wir ausnutzen. Die Koreaner dürfen nicht merken, dass wir hier sind!“, grollte Prophets autoritäre Stimme, die sogar für einen Moment das ohrenbetäubende Brüllen der Flugzeugtriebwerke unserer Maschine in den Hintergrund geraten ließ. Wie man mit solchen Maschinen verdeckte Einsätze fliegen konnte war mir immer unbegreiflich gewesen. Aber es war nicht meine Aufgabe, mir über so etwas überhaupt Gedanken zu machen. Ich war nur die Exekutive unseres stolzen Mititärs. Solche Gedanken machten sich andere Menschen, die sich irgendwo in Washington oder sonstwo ihren Bürokratenarsch wundsaßen und darüber debattierten, wie wir unserem Land als nächstes am besten dienen konnten.
„Die werden nichtmal merken was los ist!“ unterbrach Psycho unseren Leader. Psychos Name sagte ohne weiteres bereits alles über ihn aus. Er war der Draufgänger und das Großmaul unseres Squads. Er sagte immer genau das was er dachte. Dass er damit oft genug mit uns anderen aneinander geriet, schien ihn nicht zu stören. Nun ja, uns eigentlich auch nicht.
“Mann Psycho! Was soll das? Das hier ist eine verdeckte Operation! Wir haben hier nur einen Evakuierungsbefehl. Wir sind nicht im Krieg!”. Das Prophet sich damit nur wieder auf eine Diskussion mit Psycho einließ, war uns allen klar.
“Noch nicht!” Erwiederte Psycho frech. Wir alle konnten nicht ahnen, dass Psycho wohl von uns allen am nächsten an dem dran war, was bald geschehen sollte. Ich nehme an, nichtmal Psycho selbst wusste, wie genau er mit diesem unwichtigen Kommentar ins Schwarze traf.
Prohpet warf ihm einen ernsten Blick zu, der Psycho nur noch eher anspornte, wieder einen Spruch loszulassen, der die gesamte Situation zum eskalieren brachte. Jester zog die Aufmerksamkeit auf sich, bevor Prophet nochmals antworten konnte.
“Prophet, wissen wir ob diese Leute überhaupt noch leben?”
“Genau das sollen wir rausfinden. Der Kontakt zu dieser Dr. Rosendhal ist abgebrochen, als die Nordkoreaner die Insel abgeriegelt haben. Das war vor zwei Wochen. Vor 3 Tagen haben wir das Notsignal eines Rettungsbootes aufgenommen. Irgendjemand da unten will gefunden werden.”
In diesem Moment ertönte die metallene Stimme des Piloten über die Lautsprecher, die sich dummerweise genau neben meinem Ohr befanden, so dass ich leicht zusammenzuckte, als ich den laut tönenden Piepton vernahm. Nicht dass er mich erschrocken hätte, ich hatte diesen Ton schon dutzende Male vorher gehört. Dennoch verhieß er nie etwas gutes und ließ mich so jedesmal erschaudern, wenn ich ihn hörte.
“Raptor-Team. Wir nähern uns jetzt dem Ziel. Bereit machen zum Absprung.”
Die Heckklappe des eisernen Kolosses öffnete sich langsam und eröffnete die Sicht auf einen bewölkten, aber keinesfalls verregneten Himmel, durch den unser Transporter alles andere als lautlos pflügte. Eine kleine Lampe direkt neben der Luke schwenkte um von Rot auf Grün.
Das war das Zeichen für uns zum Absprung. Die metallene Stimme des Piloten neben mir zählte von fünf herunter, während Prophet uns noch zubrüllte: “Okay Leute, einklinken, Masken auf!” während wir alle unsere Gesichtsmasken aufsetzten und uns hintereinander aufreihten, bereit in die Nacht zu springen, so wie wir es schon dutzende male vorher getan hatten.
Ab diesem Zeitpunkt hörte ich Prophet nurnoch über den Knopf in meinem Ohr, was das sprechen und verstehen bei diesem Lärm wesentlich bequemer machte.
Er wies uns an: “Wenn wir draußen sind hört alles auf mein Kommando! Seid vorsichtig!”
Dann ging es los. Als erstes sprang Aztec, der sich bisher im Hintergrund gehalten hatte. Dann Jester, dann Psycho, dann ich selbst und als letztes schließlich Prophet selbst, welcher mich noch mit einem völlig überflüssigem “Los,Los,Los!” anspornte, noch schneller das Flugzeug zu verlassen und hinunter zu gleiten. Und so sprangen wir ins ungewisse, bereit für alles, nur nicht für das, was uns erwarten sollte...
hab ich grad in einer stunde gemacht, würde mir möglichst viel feedback wünschen, wenn es gewünscht wird, mache ich gern weiter
mfg