Hier ist der zweite Teil:
Nachdem meine Augen sich an das fahle Licht gewöhnt hatten und das Dröhnen des Flugzeugs allmählich verklang, kam der Anblick der Insel mir beinahe surreal vor. Von hier oben hatte man die ganze Insel im Auge. Ihr majestätischer Anblick ließ mich für einen Moment abdriften, so das ich die Unterhaltung meines Squads nichtmehr mitbekam und sogar den freien Fall für einige Sekunden vergaß. Die Insel wirkte auf mich beinahe unnormal harmonisch. Der größte Teil der Insel war von Dschungel bedeckt. Dort wo keine Bäume standen, waren überall kleine Lichter. Lichter von Autos, von Häusern, von Feuer und von einem recht hohen Sendemasten, dessen rotes pulsierendes Licht mir als allerserstes ins Auge sprang. Es war nur eine einzige Sache, die mich am harmonischen Gesamtbild der Insel störte, und das war ein kaum erkennbarer, schemenhafter Umriss, der sich als Silhouette auf dem hinteren Teil der Insel auf sich aufmerksam machte. Seine Form, obwohl kaum erkennbar, passte nicht zu den sonst so sanften und glatten Oberflächen der restlichen Insel. Irgendetwas befremdliches hatte dieser Berg, irgendetwas, was mir von Anfang an nicht gefiel. Ich sollte Recht behalten...
“Schirme öffnen auf mein Kommando! Los!” Der Befehl von Prophet ließ mich aus meiner Vorstellung erwachen, nicht zueltzt, weil Prophet ihn nicht aussprach, sondern rief.
Aus dem Augenwinkel fiel mir plötzlich etwas auf. Etwas leuchtendes, das von einer Wolke aus blauem Licht umgeben war und sehr anmutig etwa auf unserer Höhe einen Kreis zog. Die anderen schienen es auch bemerkt zu haben, denn Aztec fragte irritiert: “Was ist das?” Wir alle fanden keine Antwort darauf. Wir konnten auch beim besten Willen nicht erkennen, was es war.
Dann sah es uns. Das pulsierende Leuchten wurde stärker und seine Bewegungen hektischer. Statt nur einen Kreis zu ziehen verließ es nun seine gleichmäßige Bahn und flog... In unsere Richtung! Es flog nicht, es raste vielmehr, das pulsierende blau wurde immer hektischer, immer wütender und dann... Dann traf es uns. Ich hörte noch wie mir Prophet etwas zuschrie, aber in diesem Moment war es schon zu spät um zu reagieren. Das Geschöpf, welches rasend schnell auf uns zu gekommen war, rammte mich mit solcher Wucht, dass mir die Luft aus den Lungen getriben wurde. Ich konnte gerade noch die Metallisch-glänzende Oberfläche des Objekts erkennen, bevor alles um mich herum schwarz wurde.
Als ich aufwachte schienen die ersten Sonnenstrahlen bereits über dem Horizont. Ich versuchte meine Augen zu öffnen und mich zu bewegen. Es blieb bei dem Versuch. Mein gesamter Körper schmerzte auf brutale Weise. Ich hatte das Gefühl meine Knochen müssten jeden Augenblick bersten. Auch in meinem Kopf schien der Schmerz zu explodieren, als ich nach oben sah. Ich drehte mich mühevoll auf den Rücken und blieb so erstmal 10 Minuten liegen, ohne mich zu bewegen. Als es mir wieder etwas besser ging und ich zumindest aufstehen konnte, ohne gleich wieder zusammenzubrechen, setzte ich meinen Helm ab und schaute mich um. Hinter mir war der Ozean, vor mir eine ein schmaler Streifen Sandstrand und eine Art kleiner Bach, der etwas mehr zur Mitte der Insel hinzuführen schien. Über mir kreischten die ersten Vögel und die Palmen wehten in einer leichten Brise. Von meiner Ausrüstung war weit und breit nichts zu sehen. Weder eine Waffe, noch mein Fernglas oder sonst etwas schienen überlebt zu haben. Dieser Zusammenstoß. Was war das gewesen? Eine Abwehreinheit der Koreaner? Oder etwas anderes? Ich überlegte eine Weile und beschloss, keine weitere Zeit mit Vermutungen zu verschwenden. Ich setzte meinen Helm wieder auf, funkte Prophet an und erschrak fast über die schnelle Reaktion von seiner Seite.
“Gott sei Dank, Nomad, du lebst noch. Keiner von uns ist richtig gelandet, wir sind alle verstreut! Psycho und ich haben uns schon wiedergefunden, aber von Aztec und Jester habe ich weder eine Nachricht noch ein Suit-Signal erhalten.”
“Mist, verdammter!” sprudelte es aus mir hervor. “Was war das für ein Ding?”
“Keine Ahnung, ich weiß nur, dass es uns ziemlich ausenandergenommen hat. Komm auf dem schnellsten Weg zu den Koordinaten die ich dir jetzt rüberschicke. Dann überlegen wir, wie wir weiter vorgehen.”
“Aber ich muss zu Jester!” rief ich verzweifelt, obwohl ich wusste ich würde in meinem momentanen Zustand allein nichteinmal eine Begegnung mit einem Koreanischen Soldaten überleben.
“Komm sofort hierher! Das ist ein Befehl!” Doch ehe ich widersprechen konnte, meldete sich über den Voicelink eine vertraute Stimme. Jester! “Hey Jungs, sorry das ich mich jetzt erst melde, hatte ziemliche Schwierigkeiten, bin irgendwie auf Interferezen gestoßen. Nomad, ich habe dich auf meinem Schirm, ich komme zu dir.”
Ich achtete auf die kleine Karte auf meinem HUD, die meinen momentanen Standpunkt sowie biologische Aktivitäten in meinem Umfeld angibt, und sah einen kleinen blauen Punkt auf mich zukommen. Ein blauer Punkt war ein Signal, das von einem Nano-Suit ausgesendet wurde, so konnten wir uns in Stresssituationen immer von anderen untscheiden. Als Jester bei mir ankam, musste er sofort gesehen haben, dass ich nicht in bester Verfassung war, denn er stieß nur ein überraschtes “Oh!” aus und kam sofort zu mir um mich zu stützen. “Alles in Ordnung Kumpel?” fragte er mich während er meinen Arm um seine Schulter legte und versuchte mich zu stabilisieren. “Sehe ich so aus?” fragte ich ihn hämisch und er antwortete nur: Vorsicht Freundchen, sonst lass ich wieder los”. Für genau diesen Fall hatte ich mir schon einen Kommentar zurecht gelegt, den ich ihm gerade an den Kopf werfen wollte als Prophet uns beide unterbrach. “Ich habe jetzt ein Signal von Aztec, ich schicke euch die Koordinaten. Er bewegt sich allerdings nicht.Geht zu dem Signal und überprüft warum!”
Wir erkannten den blauen Punkt auf unserem Interface direkt und machten uns auf den Weg. Auf der Hälfte der Strecke stieß ich Jester leicht von mir weg und maulte ihn an ich könne selber laufen. Das war zwar komplett gelogen, doch ich humpelte lieber und ertrug meine Schmerzen als mich weiterhin stützen zu lassen. So schlcihen wir beide weiter durch den dichten Dschungel, ich mit Jester’s Pistole bewaffnet und er mit seiner SCAR, immer auf der Hut vor feindlichen Patroullien. Als wir schließlich bei dem Signal ankamen, konnten wir Aztec nicht finden. Obwohl wir genau auf der Position des blauen Punktes standen, war er weit und breit nirgendwo zu sehen. Als ich gerade Prophet anfunken und ihm die Situation erklären wollte, bemerkte ich plötzlich etwas zähflüssiges, dass auf meine Schulter getropft war und sich nun durch die Rillen meines Suits den Weg über meine Brust in Richtung Boden bahnte. Erschrocken taumelte ich einen Schritt zurück, schaute nach oben und stieß einen heiseren Schrei des Entsetzens aus. Wir hatten Aztec gefunden. Oder zumindest das, was noch von ihm übrig war. Jester musste ihn im gleichen Augenblick entdeckt haben, denn seine nicht von seiner Maske verdeckten Augen weiteten sich schlagartig und er griff nach seiner Waffe und drehte sich panisch in alle Richtungen, mit seinem Rücken fest an einen dicken Baumstamm gepresst. Auch ich ging direkt neben ihm in Deckung und suchte die Umgebung nach Feinden ab. Nachdem wir uns sicher waren, dass wir nicht akut bedroht waren, näherten wir uns vorsichtig der Leiche von Aztec, unfähig etwas zu sagen oder zu tun.
Aztec sah grauenhaft aus. Er hing verkehrt herum in den Seilen seines eigenen Fallschirms, die sich in einem Baum verfangen haben mussten. Sein Gesicht war grässlich entstellt. Seine Augen waren hervorgetreten und die Mundwinkel waren in schmerzverzerrtem und groteskem Schreien erstarrt. Sein gesamter Torso, von der linken Schulter bis hin zur rechten Hüfte war komplett aufgeschlitzt. Das Blut sickerte überall durch die Poren seines Suits und tropfte von dort aus zu Boden. Sein linkes Bein war unmenschlich weit nach links verdreht, so als wäre es einfach abgebrochen.
Nachdem Jester und ich unseren ersten Schrecken überwunden hatten, mussten wir an Prophet berichten, was wir herausgefunden hatten. Nur er hatte das Gerät um einen Nanosuit unkenntlich und damit unzugänglich für den Feind zu machen. Die einzige Möglichkeit allerdings den Nanosuit unkenntlich zu machen, erforderte auch, die betreffende Person mit zu verbrennen. “Oh mann, ich hasse das.” seufzte Jester, als Prophet per Fernsteuerung die Vaporisierung einleitete. Die Luft roch nach verbranntem Fleisch, was mir ohne Vorwarnung einen Würgereiz in den Hals trieb. Ich hatte eine solche Prozedur noch nie miterleben müssen und war deshalb nicht darauf vorbereitet. Ich musste mich übergeben.
Nachdem wir uns noch von Aztec verabschiedet hatten, machten wir uns auf den Weg zu Prophet und Psycho, welche schon auf uns warteten und eine Entdeckung parat haben sollten, die man durchaus aus aüßerst “ungewöhnlich” hätte beschreiben können.