Crysis 2: Interview mit Faruk Yerli über Killerspiele, den Standort Deutschland und Free Radical
Bei unserem Exklusiv-Besuch im Frankfurter Crytek-Studio sprachen wir mit Faruk Yerli, einem der drei Firmengründer über Killerspiele, den Standort Deutschland und die Zukunft von Crytek.
PC Games: Wie wurde Crytek zu der Firma, die sie heute ist?
Faruk Yerli: "Es war zunächst Cevats Idee, Spiele zu programmieren. 1990 hätte ich nie daran gedacht, Spiele zu machen. Aber ich habe Cevat unterstützt, weil das, was er gemacht hat, mir auch Spaß machte. Es war wirklich schwierig, mit einem neuen Team Spiele zu machen. Denn dafür braucht man eine Menge Geld. Oder man braucht viele gute Leute und Freunde, die einem helfen. Es dauerte auch sehr lange, das erste Spiel für den Amiga fertig zu stellen. Und als wir es dann fertig hatten, ging Amiga Bankrott. Die Plattform war tot, also wurde das Spiel nie veröffentlicht. Aber wir hatten immer noch die Leidenschaft, so etwas zu machen. Nach einer kurzen Pause haben wir 1994 die ersten Schritte auf dem PC gemacht. Und so gegen 1997 hatte es sich dann auch etabliert, dass Menschen das Internet für die Kommunkation benutzten. Es war zum ersten Mal möglich, Leute aus der ganzen Welt zu verbinden. Man musste nicht mehr nur in einer Stadt oder einer Gegend nach Talenten suchen. Heutzutage ist es schwierig, gute Spieleentwickler in Deutschland zu finden. Und in Coburg, der Stadt, in der wir zuvor gelebt haben, wohnen nur knapp 50.000 Leute. Wie will man da einen Spieleentwickler finden? Völlig unmöglich! Also war es gut für Cevat, überall auf der Welt nach Leuten suchen zu können. Und er fand gute, interessante Menschen, die auch Spiele entwickeln wollten. Leute, die Visionen hatten und Ideen. Also gründete er verschiedene Gruppen und sie fingen an, Prototypen von einzelnen Spielen zu erstellen.
Nach zweieinhalb Jahren, so um 2000 herum, gab es die erste Demo, eigentlich drei Demos damals. Und wir gingen damit zur E3 2000. Wir wollten dort Publisher finden und Kapital. Das war eine schwierige Zeit für Cevat, weil ja auch der Aktienmarkt damals zusammengebrochen ist. Wir sind also nach Los Angeles gegangen und haben die Spiele einigen Publishern gezeigt. Manche haben zugehört, manche haben nur gesagt "Was wollt ihr eigentlich?" und gaben uns keine Meetings. Das war schon ok. Ich verstehe das heute. Es ist schwierig herauszufinden, wem du zuhören solltest und wem nicht. Ubisoft war dann interessiert an einem Titel, an Far Cry. 2001 haben wir dann bei Ubisoft unterschrieben. Wir hatten damals schon eine dezentrale Firmenstruktur. Das war natürlich neu und riskant. Innovation ist immer mit Risiko verbunden. Aber wir mögen es, Risiken und Herausforderungen anzugehen. Wir mussten trotzdem viele Leute also in unsere Stadt bringen, nach Coburg. Das war 2001, der Zeitpunkt, an dem Crytek wirklich durchstartete."
PC Games: Hast du Far Cry 2 gespielt?
Faruk Yerli: "Muss ich das beantworten?
(lacht) Nein, Quatsch. Ich habe es nicht gespielt. Aber nicht, weil ich es nicht mochte. Tatsächlich hat mir gefallen, was ich davon gesehen habe. Das Ding ist: Wenn du der Urheber einer Spielidee bist, ist es schwierig danach weiterzumachen. Es gibt eine Vision dahinter. Und wenn diese Vision nicht mehr da ist, wirst du etwas vermissen. Sie haben einen guten Job gemacht. Aber die Erwartungen waren auch hoch. Und sie haben eine Menge geändert. Aber es ist ein gutes Spiel. Ich habe nur gutes darüber gehört."
PC Games: Arbeitet Free Radical an Crysis 2?
Faruk Yerli: "Ja, sie arbeiten an einem Teil des Spiels. Es gibt circa 150 Leute, die an Crysis 2 arbeiten. Man kann nicht sagen, dass Sie nur an der Konsolenversion arbeiten. Wir werden euch sagen, was sie gemacht haben, wenn es fertig ist."
PC Games: Was war denn der Grund für die Übernahme von Free Radical?
Faruk Yerli: "Ganz einfach: Ein extrem starker Talentpool. Diese Jungs sind wirklich gut. Sie hatten Pech beim Management. Aber das Team, das dort arbeitet, ist wirklich gut. Wir sehen ja jetzt schon die Früchte der Übernahme bei Crysis 2. Ich kann nicht sagen, warum sie Bankrott gingen. Wahrscheinlich haben sie einfach nicht genug Kapital gehabt und schlechte Verträge gemacht. Aber bevor wir das Studio gekauft haben, sind wir natürlich rüber und haben Interviews mit allen Leuten geführt. Und danach haben wir das Angebot gemacht."