Urbi et Orbi - der päpstliche Segen
Von Stefan Troendle, ARD-Hörfunkstudio Rom
"Urbi et Orbi" - die Bezeichnung für den päpstlichen Segen an Ostern und Weihnachten, soll unter anderem ausdrücken, dass der Papst einerseits der Bischof von Rom, andererseits aber auch das Oberhaupt der katholischen Kirche insgesamt ist.

[Bildunterschrift: Leitet seit November 2009 die deutsche Abteilung des Papstsenders "Radio Vatikan" Pater Hagenkord ]
Pater Bernd Hagenkord, Chef der deutschen Abteilung von Radio Vatikan erklärt: "Er segnet die Stadt und den Weltkreis - Urbi et Orbi - auf Latein. Das kommt in der Segensformel gar nicht vor, aber es geht quasi in die Richtung, die Richtung: ganze Welt."
Die Formel stammt in etwa aus dem 13. Jahrhundert und hatte wohl ursprünglich mit der Investitur, der Einkleidung eines neu gewählten Papstes zu tun. Auch dabei wurde darauf hingewiesen, dass der Papst künftig der Stadt
und dem Erdkreis vorsteht.
Der Vatikan verwendet die Bezeichnung übrigens auch für kirchliche Dokumente, die weltweit gelten sollen. Der Urbi-und-Orbi-Segen kann grundsätzlich nur vom Papst erteilt werden. Allerdings kann der Papst Kardinäle und Bischöfe beauftragen, den Segen in seinem Namen zu spenden.
Um herauszufinden, ob der der Papst gerade genau diesen besonders feierlichen Segen erteilt, braucht man spezielle liturgische Kenntnisse. Pater Hagenkord meint dazu: "Das kann man, wenn man den Segen nur hört, gar nicht so einfach erkennen. Einige Formeln sind zwar anders, aber man muss Kenner sein, um das unterscheiden zu können." Allen fromm gesinnten Gläubigen, die den Segen hören oder sehen - auch per Fernsehen, Radio oder Internet - werden nach katholischer Lehre ihre Sünden vergeben.
Segen nicht mit Grüße verwechseln
Mit den Weihnachts- oder Ostergrüßen des Papstes hat der Segen aber nichts zu tun, erklärt Radio Vatikan-Chef Hagenkord: "Der Papst segnet ausschließlich auf Latein. Das ist auch der Segen 'Urbi et Orbi'. Er gibt den Segen nicht in gefühlten 150 Sprachen wieder - oder 63 in diesem Jahr. Ich bin mir nicht ganz sicher, aber ich glaube erst seit Johannes Paul II. gibt es die Grüße in so vielen Sprachen wie jetzt - und das sind wirklich ausschließlich Grüße."
Segensspende von der Loggia

[Bildunterschrift: Ostern 2006: Benedikt XVI. spendet den Segen "Urbi et Orbi" von der Loggia aus. ]
Traditionell spendet der Papst den "Urbi-et-Orbi"-Segen von der Loggia des Petersdoms, die deswegen auch Benediktionsloggia genannt wird. Nur Johannes Paul II. erteilte den Segen in seinen letzten Jahren häufig direkt vom Altar, da er kaum noch laufen konnte.
Benedikt XVI. kann übrigens - rein segenstechnisch - ein kleines Jubliäum feiern. Das "Urbi et Orbi" direkt nach seiner Wahl mit eingeschlossen, erteilt er den Segen beim Weihnachtsgottesdienst in diesem Jahr zum zehnten Mal.