Nach langem Warten war es schließlich soweit: Mit wahrlich enormer Vorfreude bekamen meine Freundin und ich noch Karten für die Vorpremiere von „Avatar", dem neuen Film von James Cameron.
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Meine Erwartungen waren letzten Endes sehr hoch, und ich fragte mich immer wieder selbst, ob der Film diesen denn überhaupt noch gerecht werden könnte. Hält „Avatar" nach dermaßen viel „Hype" solchen Erwartungshaltungen überhaupt stand? Nachdem ich ihn nun mit eigenen Augen gesehen habe kann ich nur sagen: Ja, er tut es! Mit gutem Gewissen kann ich behaupten, dass ich im Kino, beziehungsweise überhaupt, noch nie von einem Film so gut unterhalten wurde und in einem solchen Maß mitgefiebert habe.
Manche Kritiker kreiden „Avatar" an die Geschichte sei zu simpel und immer wieder fällt der Vergleich mit „Der mit dem Wolf tanzt". Auch beschwerten sich bereits im Voraus manche über die angebliche „CGI-Effekthascherei".
Doch zuerst zu der Geschichte: Die Bedrohung eines Stammes der Na'vi, den Bewohnern des Planeten Pandora, durch die Geldgier und damit verbundenen rücksichtslosen Raubbau der Menschen ist (leider) sehr glaubhaft und wirkt zu keinem Zeitpunkt gekünstelt, überladen oder aufgesetzt. Zu komplexe Geschichten laufen oft Gefahr sich durch ihre eigenen Ungereimtheiten selbst zu ersticken, was hier zu keinem Zeitpunkt der Fall ist. Die Geschichte ist nie lediglich Mittel zum Zweck, umgekehrt findet man aber auch zum Beispiel keinerlei pseudowissenschaftlichen Erklärungsversuche für die Phänomene auf Pandora, was ich persönlich als sehr guten Mittelweg empfinde. Logikfehler glänzten meines Erachtens nach mit Abwesenheit.
Ja, es gab schon andere Filme die sich dieser Thematik bedienten. Sie ist nicht neu, deswegen aber noch lange nicht schlecht. Praktisch jeder Film weist zu irgendeinem anderen irgendwelche Parallelen auf, und das ist auch durchaus legitim, solange man ein gewisses Maß an Eigenständigkeit voraussetzt. Sowieso sollte jeder Film für sich und möglichst objektiv bewertet werden, bevor er gleich der halben Filmgeschichte gegenübergestellt wird. So finde ich zum Beispiel, dass es ein gänzlich falscher Ansatz ist „Avatar" mit „Der mit dem Wolf tanzt" zu vergleichen. Abgesehen von dem offensichtlichen Unterschied, dass es sich bei „Avatar" um einen Science-Fiction-Action-Film (meiner Meinung nach auch Fantasy-Film) und besagtem „Der mit dem Wolf tanzt" um einen Western handelt, erhebt „Avatar" auch zu keinem Zeitpunkt den Anspruch mit anderen Filmen verglichen zu werden, selbst wenn die Geschichten ähnlich sein sollten. „Avatar" ist „Avatar", und kein Pre- oder Sequel zu „Der mit dem Wolf tanzt". Die Tatsache, dass James Cameron mit diesem Film eine komplett neue Welt mitsamt eigener Flora und Fauna, den Na'vi und ihren Bräuchen, ihrer eigenen Sprache, Religion etc. erschuf, verbietet jeden Vorwurf fehlender Kreativität.
Zu den CGI-Effekten bleibt nur zu sagen, dass sie schlicht und ergreifend sensationell sind. Pandora wirkt mit allem was dazugehört unglaublich real, und doch wie ein Traum angesichts der farbenfrohen und fantasievollen Optik. Alles ist unheimlich detailverliebt und das trifft auch auf die Mimik der Na'vi und Avatare zu. Wenn man angesichts einer solchen Bildgewalt wie gebannt auf die Leinwand starrt vergisst man schnell, dass es sich „nur" um CGI-Effekte handelt. Oder man stört sich erst gar nicht daran und hat sofort seinen Spaß. So wurde letztlich wirklich sehr viel am Computer erschaffen, doch zu keinem Zeitpunkt im Dienste reiner Effekthascherei.
Die bereits erwähnte traumhafte Atmosphäre herrscht vor allem in der ersten Hälfte des Filmes vor, wo auch die wichtigsten Charaktere vorgestellt werden und sich die Annäherung Jake Sullys (Sam Worthington) an die Na'vi vollzieht. Besonders das Verhältnis zwischen Jake Sully und der Na'vi-Dame Neytiri (Zoe Saldana) entwickelt sich hier. Dabei verliert der Film keinerlei Zeit und steigt sofort ins Geschehen ein, während Jakes Stimme aus dem Off alles Wissenswerte erklärt. In der zweiten Hälfte kommt es vermehrt zu Auseinandersetzungen zwischen den Menschen und den Na'vi, wie sie ergreifender nicht sein könnten. Obwohl ich die Schlachten von „Der Herr der Ringe" und auch „Last Samurai" als unheimlich intensiv und episch empfinde, übertrumpft „Avatar" diese Atmosphäre meiner Meinung nach dennoch. Die Action ist einfach atemberaubend.
Hinzu kommt ein wunderschöner wie epischer Soundtrack von James Horner und eine bombastische Soundkulisse, was sein Übriges zur unvergesslichen Atmosphäre des Filmes beiträgt. Die extra für „Avatar" neu entwickelten digitalen 3D-Kameras sorgen zudem für ein sehr scharfes Bild mit unheimlich intensivem 3D-Gefühl. In 2D gibt „Avatar" natürlich keinen schlechteren Film ab, erlebt haben sollte man es trotzdem.
Man merkt deutlich, dass James Cameron die Erfahrungen seiner bisherigen Filme mit eingebracht hat. Sei es in Form der Action, der Effekte oder Dramaturgie. Die über 160 Minuten Laufzeit wurden zu keiner Sekunde langweilig.
Was nach all den vielen Jahren, in denen James Camerons Idee reifte, herauskam, ist ein spektakuläres Meisterwerk. Oder mit den Worten meiner Freundin: „Saugeil!".
Meine Erwartungen wurden somit übertroffen und ich kann „Avatar" wirklich jedem, der nicht gerade unter Science-Fiction-Action- oder Fantasy-Abstinenz leidet, wärmstens empfehlen.
Ich wünsche viel Vergnügen!