Tod auf Raten für Deutschland und Europa
  Am 19. Januar berichtete ich unter dem Titel „Die Euro-Lüge“ darüber,  wie entgegen dem noch im Dezember 2010 geäußerten „strikten Nein“ der  Bundeskanzlerin zu Beginn des Jahres 2011 dennoch europäische  Staatsanleihen zur Finanzierung des „Euro-Rettungsschirms“ eingeführt  wurden. Im selben Artikel kündigte ich bereits eine Fortsetzung der  Euro-Lüge an, die nun zwei Monate später eingetreten ist. Eine  dauerhafte Fortsetzung des „Euro-Rettungsschirms“ schloss  Bundeskanzlerin Angela Merkel nämlich in ihrer Regierungserklärung am  27. Oktober 2010 noch aus. Über den damaligen „Rettungsschirm“ hieß es  dort noch vollmundig: „Er läuft 2013 aus“ und „der jetzige  Rettungsschirm darf nicht der Referenzfall für die Zukunft sein.“ 
 Mit dem jetzt umgesetzten „Europäischen Stabilitätsmechanismus“ (ESM)  liegt jedoch nicht nur faktisch eine dauerhafte Fortsetzung des  Rettungsschirms vor, sondern sogar eine Ausweitung. Die Finanzkrise, die  als Vorwand für die jetzt stattfindenden „Rettungsaktionen“ herhalten  muss, hat die EU durch ihre Geldpolitik selbst ausgelöst, wie ich unter  anderem für die Zeitschrift „Smart Investor“ bereits ausführlich gezeigt  habe. Darum ist es jetzt an der Zeit, neben den Hintergründen alle  Lügen, nicht nur zum Euro, sondern speziell über den  Euro-„Rettungsschirm“ zu entlarven.
 Lüge Nummer 1: Der Euro wird als Währung „gerettet“
 Nein, es geht darum, dass überschuldete Staaten, die von normalen  Geldgebern keine Kredite mehr bekommen, weil eine Rückzahlung  aussichtslos ist, noch mehr Kredite über den Rettungsschirm aufnehmen  sollen. Das ist Insolvenzverschleppung und rettet den Euro nicht,  sondern im Gegenteil, es schädigt den Euro. Der Euro-Rettungsschirm muss  schließlich finanziert werden, und dies geschieht, weil die Steuern  real schon bei über zwei Dritteln unseres Einkommens liegen, indem die  Europäische Zentralbank einfach zusätzlich Geld druckt, was dann den  Euro entwertet und so den Euro als Währung zerstört. Die Maßnahmen, die  im Mai 2010 hinsichtlich des Euro-„Rettungsschirms“ begonnen haben und  seitdem weiter verstärkt wurden, sind als „stille Währungsreform“ zu  werten, wie es auch der Bundestagsabgeordnete Frank Schäffler an der  Universität Passau sagte. Schließlich sind die drei Säulen der  Währungsunion aufgehoben worden: Unabhängigkeit der Zentralbank, kein  Ankauf von Staatsanleihen, keine kollektive Haftung für Schulden eines  Mitgliedslands. Die „Wirtschaftswoche“ als Deutschlands größtes  Wirtschaftsmagazin erkannte dies auch und wählte im Mai 2010 als  Titelblatt eine Todesanzeige für den Euro. Der Euro wird also nicht  „gerettet“, sondern zerstört.
 Lüge Nummer 2: Es geht darum, anderen EU-Ländern zu „helfen“
 Überschuldeten EU-Ländern wird durch noch mehr Schulden nicht  geholfen. Helfen würde eine Insolvenz, und die Länder wären ihre  Schulden los und könnten sich unter dem ökonomischen Druck, nicht ohne  Gegenleistung ständig neues Geld zu bekommen, an die reale ökonomische  Situation anpassen und so wettbewerbsfähiger werden. Durch noch mehr  Kredite an diese Länder wird nur den Banken geholfen, die ihnen Kredit  gewährt haben. Obwohl sie wegen des Ausfallrisikos Jahrzehnte lang  höhere Zinsen für die Anleihen an diese Staaten bekamen, übernimmt jetzt  das Ausfallrisiko der europäische und vor allem der deutsche  Steuerzahler über den „Euro-Rettungsschirm“. Durch die weiter an die  Pleitestaaten vermittelten Gelder werden in diesen Staaten reale  Ressourcen im Staatssektor gebunden und einer Verwendung entsprechend  der wirklichen Nachfrage der Menschen vor Ort und entsprechend der  Exportbedürfnisse im Ausland entzogen. Die Wettbewerbsfähigkeit dieser  Länder wird so systematisch kaputt gemacht. Was beispielsweise hat  Spanien der durch die Billigkreditpolitik der EZB angereizte Bauboom  gebracht? Leer stehende Plattenbauten, Verschandelung der Küsten,  Zerstörung der Umwelt, Verschwendung von Ressourcen und Arbeitszeit.  Dieser Wahnsinn wird jetzt durch staatliche Hilfsprogramme, die durch  das Rettungspaket nun bis ins Endlose finanziert werden können, aufrecht  erhaltenen. Den EU-Ländern wird so nicht „geholfen“, sondern geschadet.
 Lüge Nummer 3: Es handelt sich nur um Garantien, es fließt kein Cent deutscher Steuergelder 
 Das stimmt nicht, denn dadurch dass Deutschland für den  Euro-„Rettungsschirm“ garantiert, verschlechterte sich seine Bonität,  wodurch es für eigene Anleihen höhere Zinsen zahlt, die ja aus  Steuermitteln bedient werden müssen. Hierauf verwies ich bereits am 30.  April 2010 und warnte vor dem griechischen Sozialisten, Trickbetrüger  und Ex-Ministerpräsidenten Simitis, der in der Bundesbankfiliale zu  München die Euroanleihe zur Finanzierung von Pleitestaaten als einer der  Ersten in die Diskussion brachte. Die auf deutsche Staatsanleihen zu  zahlenden Zinsen sind auch sofort seit Einführung des  Euro-„Rettungsschirms“ gestiegen. Es fließen also nicht keine, sondern  Milliardenbeträge deutschen Steuergeldes. Durch den jetzt neuen  „Europäischen Stabilitätsmechanismus“ (ESM) muss Deutschland neben  Garantien sogar knapp 22 Milliarden Euro direkte Bareinlage leisten, was  die Lüge, es fließe kein einziger deutscher Steuercent, perfekt macht. 
 Lüge Nummer 4: Die EU-Pleitestaaten haben nur kurzfristige Zahlungsschwierigkeiten
 Dass der Kredit an die europäischen Pleitestaaten irgendwann  zurückbezahlt werden könne und die Finanzmärkte nur kurzfristig  hysterischerweise gewissen EU-Staaten keinen Kredit mehr gäben, sind  absurde Annahmen. Wer weniger Vermögen hat als Schulden und seit  mehreren Jahrzehnten, ja sogar seit Staatsgründung, höhere Ausgaben hat  als Einnahmen, ja auch seine Zinsen nur durch immer mehr neue Kredite  bezahlen kann und bei den, um nicht Pleite zu gehen, notwendigen  Steuererhöhungen vor einer Revolution steht, der ist einfach Pleite. Wer  solche Länder nicht finanziert, ist nicht irrational und unterliegt  auch keinem tierischen Herdentrieb, wie die EU-Planer unterstellen. Oder  sind Sie lieber Leser etwa ein hysterischer Dummkopf, weil sie keine  Griechenlandanleihen kaufen? Dass einige EU-Staaten auf die Pleite  zusteuern, war seit Jahrzehnten ersichtlich. Griechenland beispielsweise  hat seine Verschuldung nicht einfach von heute auf morgen um das  Doppelte des Maastricht-Kriteriums einer Verschuldung von maximal 60  Prozent des Bruttoinlandsprodukts gesteigert.
 Lüge Nummer 5: Das Einspringen des Internationalen Währungsfonds (IWF) ist hilfreich
 Dass der IWF zu dem bisher 500 Milliarden Euro schweren  Euro-„Rettungsschirm“ noch einmal 250 Milliarden drauflegt, sei eine  tolle Sache, behauptet man. Das ist falsch, denn der IWF finanziert sich  auch über seine Mitgliedsländer, wodurch ähnlich wie beim  Euro-„Rettungsschirm“ wieder Deutschland am meisten haftet und am  meisten zu verlieren hat. Lüge 1 bis 3 und die im Folgenden noch  erklärten Lügen 6 und 7 treffen auf die „Hilfe“ des IWF genauso zu, wie  auf den Euro-„Rettungsschirm“ selbst. Die Schweiz hat dem IWF wegen  seiner ruinösen Kreditversprechen an EU-Pleitestaaten jetzt sogar  Kredite verweigert, wodurch das gesamte IWF-Rettungspaket ins Wanken  gerät und am Ende nur der Dümmste, also im vorliegenden Fall  Deutschland, zahlen und verlieren wird. Lukas Reimann, Nationalrat der  größten Partei in der Schweiz (SVP), schreibt zur Thematik: „Die SVP ist  nicht bereit, die Verantwortung für hochspekulative Aktivitäten des IWF  bei der Rettung bankrotter Staaten zu übernehmen. Die finanz- und  währungspolitischen Risiken für die Schweiz sind dabei viel zu groß. Die  SVP wird eine Parlamentarische Initiative zum Austritt der Schweiz aus  dem IWF vorbereiten.“ Bereits am 16. Dezember 2010 hat Nationalrat Oskar  Freysinger (ebenfalls SVP) eine Motion zum Austritt der Schweiz aus dem  IWF eingereicht. 
 Lüge Nummer 6: Der Verlust seitens Deutschlands ist nach oben hin begrenzt 
 Deutschlands Anteil von 27 Prozent am Rettungsfonds liegt um 33  Prozent höher als der französische Anteil, mehr als 50 Prozent über dem  italienischen Anteil und ist deutlich mehr als doppelt so hoch wie der  Anteil Spaniens. Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien  garantieren zusammen für fast 80 Prozent der Kredite, die der  Euro-„Rettungsfonds“ vergibt. Italien und Spanien selbst sind jedoch  Teil der sogenannten „PIIGS-Staaten“, die in unmittelbarer Gefahr  stehen, pleite zu gehen, oder bereits pleite sind. Damit ist der  „Rettungsschirm“ eine Last, die am Ende allein Deutschland zusammen mit  Frankreich tragen wird. Seitens der Garanten für den Rettungsfonds ist  nicht ersichtlich, womit die größten Garanten nach Deutschland und  Frankreich garantieren sollen, wenn sie bereits selbst vor der Pleite  stehen und bald selbst Rettungsgelder aus dem Rettungsschirm beziehen  müssen. Eine Begrenzung des Garantie-, Haftungs- und  Finanzierungsanteils von Deutschland liegt damit nicht vor.
 Lüge Nummer 7: Der Rettungsschirm ist zeitlich begrenzt
 Zeitlich begrenzt ist der Rettungsschirm auch nicht, denn angesichts  der Pleitesituation der Staaten, die er finanziert, wie unter Lüge  Nummer 4 beschrieben, war klar, dass es sich um eine Finanzierung ohne  Ende handeln würde. Spätestens jetzt seit dem jüngsten EU-Gipfel wissen  wir: Ab 2013 wird der Europäische Rettungsschirm, der bisher 500  Milliarden Euro schwer war und eigentlich 2013 auslaufen sollte, durch  den sogenannten „Europäischen Stabilitätsmechanismus“ (ESM) verlängert,  der 700 Milliarden Euro schwer sein soll. Zusätzlich besteht der ESM  dann nicht mehr „nur“ aus Garantien, sondern es wird auch „echtes Geld“  als Bareinlage eingezahlt. Damit erhöht sich die Last für Deutschland  weiter. Ein Anstieg des Rettungsfonds ist jederzeit möglich, soweit  weitere Euroländer Hilfe benötigen. Es ist ein Fass ohne Boden! Stolz  verkünden unsere Politiker, wie wir die knapp 22 Milliarden Euro  deutsche Bareinlage, die jetzt für den ESM fällig sind, wenigstens nicht  sofort zahlen müssen, sondern über drei bis fünf Jahre in Raten  verteilt zahlen „dürfen“. Zusätzlich zu dieser Einlage werden wir dann  für 168,3 Milliarden Euro garantieren, lässt uns die „Bild“-Zeitung  wissen. „Der Rettungsfonds wird zur Dauereinrichtung“, frohlockt die  „Tagesschau“. Es liegt also, wie bereits einleitend gesagt, entgegen der  Regierungserklärung der Kanzlerin nicht nur eine dauerhafte Fortsetzung  des Rettungsschirms vor, sondern sogar eine extreme Ausweitung. 
 Das alles ist ein glatter Betrug! Zum Betrügen gehören jedoch immer  zwei, einer der betrügt und einer der sich betrügen lässt. Solange wir  uns also diese Behandlung mehrheitlich gefallen lassen, wird es so  weiter gehen. Die Nutznießer dieser Euro-„Rettungspolitik“, kostspielige  EU-Politiker, Banken und von Subventionsgeldern abhängige Großkonzerne,  wären ja dumm, das für sie lukrative Eurorettungsgeschäft einfach ohne  Grund aufzugeben. Benennen wir die EU und ihre Euro-„Rettungspolitik“  also als das, was sie ist: Lüge, Betrug, ökonomisch-parasitoid und weil  gegen Lissabon-Vertrag und Grundgesetz verstoßend auch noch kriminell.  Fortsetzung folgt…