Bitte sehr, der dritte Teil ( von fetzi und mir ) :
Bevor wir uns auf den Weg machten entnahm Jester schnell noch das Magazin von Aztec´s Scar und warf die blutüberströmte, durch den Angriff völlig verbogene und unbrauchbar gewordene Waffe in den Dschungel.
So zogen wir los. Langsam, geduckt, jederzeit bereit, von unseren Schusswaffen Gebrauch zu machen. Ich war angespannt. Ich hatte nicht wirklich Angst, aber dennoch fühlte ich mich sehr erleichtert, als ich nach ca 10 Minuten, die mir vorkamen wie Stunden, durch das Dunkel der Nacht beinahe direkt vor uns soetwas wie eine Lichtung sah. Endlich raus aus diesem beengenden Dschungel, der sich immer weiter zu verdichten schien, je näher wir dem rettenden Ausgang kamen.
Kurz bevor wir das Ende des dichten Urwaldes erreicht hatten, der uns umgab, brüllte Prophet plötzlich in unser Comlink: "Runter, 2 Mann Patrouille der KVA. Die haben wohl auch mitbekommen, dass hier im Dschungel irgendwas nicht stimmt. Ausschalten, aber leise, und dann weiter vorrücken!"
Obwohl ich den Sturz immer noch nicht ganz überwunden hatte und der Zwischenfall mit Aztec und Prophets Gebrüll in meinem rechten Ohr nicht gerade halfen, musste ich die volle Konzentration beibehalten, die ich auch von Jester verlangte. Doch irgendwie gelang es mir nicht, einen klaren Kopf zu bekommen. Immernoch ließen mich die Bilder von Aztec nicht los. Ich malte mir aus, dass wir vielleicht nicht wieder von dieser Insel herunterkamen. So langsam kamen mir ernsthafte Zweifel, dass wir nur wegen dieser Archäologen hier waren.
Jester musste meinen Zustand bemerkt haben, da er einfach kurzerhand das Ruder in die Hand nahm und mir zuflüsterte: “Nomad, reiß dich zusammen, Mann! Pass auf, ich betäube den Typen links und du schlägst den Rechten K.O. Alles klar?!" Ich nickte nur kurz und versuchte meinen Kopf klar zu bekommen.
Jester entfernte sich etwas nach links und verschwand aus meinem Blickfeld, als er den Tarnmodus seines Anzuges aktivierte . Ich hatte das Gefühl, als wäre eine kleine Ewigkeit vergangen, bis seine Stimme schließlich aus dem Comlink flüsterte: “Bin in Position!” Ich sah, wie sich eine vertraute Waffe ungefähr dort aus dem Gebüsch schob, wo ich Jester vermutet hatte. Ihr Lauf richtete sich langsam und sorgfältig auf den linken Koreaner, der völlig ahnungslos, genauso wie sein Kollege, der rechts neben ihm herging, langsam durch das Dickicht kroch.
Ein kaum wahrnehmbares Geräusch, ein Koreaner fiel in sich zusammen. Das war mein Zeichen. Wie vom Blitz getroffen richtete ich mich auf, spurtete los und aktivierte gleichzeitig den Stärkemodus meines Nanosuits.
Doch dieser reagierte nicht. Er musste bei dem Sturz wohl doch mehr abbekommen haben als ich zunächst vermutet hatte. Ich sah nur noch wie der übriggebliebene Koreaner sein Gewehr hochnahm, anlegte und abdrückte.
Filmriss...
Jester schaute mich an. "Er ist wieder da Prophet." Er begutachtete mich noch eine Weile und sagte schließlich, nachdem er sich vergewissert hatte, dass ich ihn auch verstand: "Nomad, ihr Anzug hatte eine Fehlfunktion. Ich habe sie stabilisiert. Und jetzt los. Die Sonne geht bald auf und wir wissen nicht wie lange die Landezone noch sicher ist."
Kurze Zeit später erreichten wir das Ende des Dschungels und standen auf einer Klippe nahe der Küste. Die aufgehende Sonne schien mir direkt ins Gesicht und blendete mich anfangs. Als sich meine Augen an das grelle Licht gewöhnt hatten, sah ich mich ein wenig um und genoss den Ausblick. Unter uns war eine weitläufige Bucht zu sehen, über uns kreisten die ersten Vögel und die Palmen unten am Strand wehten in einer leichten Brise.
Ein sanftes und warmes Gefühl, das von diesem Ort ausging, ließ mich den Schrecken von
Aztec’s Tod und meine Übelkeit für einen Moment vergessen.
Die Verkrampfung aus meinem Gesicht lockerte sich langsam und ich spürte, wie die Vitalregenerierung meines Nanosuits durch meinen Körper floß und ich langsam wieder zu Kräften kam.
Auch aus Jesters Gesicht las ich eine gewisse Erleichterung ,die Nacht und die Dunkelheit überwunden zu haben.
Nachdem wir den herrlichen Sonnenaufgang auf uns wirken lassen hatten, beschlossen wir, dass wir sofort wieder aufbrechen mussten um rechzeitig zu Prophet und Psycho zu gelangen.
Von einem Hügel aus beobachteten wir dann das Offensichtliche. "Verdammt, die Landezone wurde schon überrannt. Die Koreaner sind wohl doch aufgeweckter als wir dachten", hörte ich Jester neben mir klagen. "Und die Verbindung zu Prophet ist auch weg. Wir müssen annehmen das sie zur Signalposition vorgerückt sind".
"Dann sollten wir zu ihnen stoßen", antwortete ich knapp.
Die Sonne schien hoch am Himmel als wir uns durch den Dschungel nahe der Küste schlichen. Bis auf ein paar Hütten und kleinere Stellungen der Koreaner, welche wir umgehen konnten, hatten wir keine Schwierigkeiten, und so gelangten wir auch recht schnell zu einer engen Schlucht, die nahe der Signalposition gelegen war.
Die tropische Hitze wurde immer schlimmer. Ich schwitze immer mehr und der Nanosuit, der eng an meinem Körper lag, fing fast schon an zu rutschen.
"Irgendetwas stimmt hier nicht", meinte Jester beunruhigt.
Kurz vor dem Erreichen der Signalposition wurde auch mir mulmig und ich hatte das selbe beklemmende Gefühl wie beim Absprung in der Nacht zuvor.
"Da seid ihr ja endlich. Wir hatten den Kontakt zu euch verloren. zu viele elektrische Interferenzen hier", rief uns Prophet entgegen.
"Was sagen sie dazu", fügte Prophet hinzu und zeigte auf die "Lusca´s Call", das Schiff der Archäologen, die wir suchten. Das grotesk wirkende an der Situation war jedoch, dass es hier vor uns, mitten im Dschungel stand, und als wäre das nicht bereits seltsam genug, war es komplett von einer dicken Eisschicht überzogen und türmte sich wie ein riesiger Eisklotz vor uns auf.
"Wie ist das möglich", dachte ich laut. Jester schien völlig sprachlos zu sein und starrte auf die bizarre Konstruktion aus Stahl und Eis.
"Wir sitzen in einer Sackgasse fest und zu allem Übel ist die Verbindung zu JSOC auch weg".
"Hey Boss, ich hab hier was", rief Psycho und kramte etwas aus einer der Kisten hervor, die verstreut um das Schiff lagen. "Scheint eine topografische Karte zu sein".
Er warf sie Prophet zu, der einen eindringlichen Blick darauf warf. Ein einzelne Stelle war deutlich markiert. "In diesem Tal muss die Ausgrabungsstätte sein", vermutete er.
"Wieso sind sie da so sicher", fragte Psycho. "Bin ich nicht, aber mehr haben wir leider nicht, wir brechen sofort auf". "Ich gehe nirgends hin. Erstmal beantworten sie mir ein paar Fragen. Ich kaufe ihnen diese Bergungsscheiße nämlich nicht mehr ab", entgegnete Psycho.
"Ja, seit wann haben die Koreaner einen verschissenen Froststrahl", ergänzte Jester. Langsam machte sich Unruhe breit. Prophet zog eine grimmige Miene und antwortete nur: "Ich habe ihnen alles gesagt was sie wissen müssen."
"Das ist Blödsinn und das wissen sie", fuhr Psycho ihn an. "Aztec ist Tod und wir haben keine Ahnung was ihn getötet hat". "Ich hab ihn gesehen Boss", fügte Jester hinzu. "Er war zerstückelt, in zwei Hälften zerissen. Ich meine womit haben wir es hier zu tun. Das sind doch nicht nur Koreaner?!”
"Jester hat Recht. Wenn dieser Rosenthal verrückt wäre, wären wir nicht hier." Damit platzte Prophet entgültig der Kragen. Er bewegte sein Gesicht bis auf wenige Zentimeter vor Psycho’s und riss seine Augen auf, während ihm seine Stimme beinahe entgleist wäre: "Schluss jetzt, Psycho. Sie kennen ihre Befehle. Wir müssen diese Leute finden und das werden wir auch. Wir brechen jetzt auf. Das ist ein Befehl!"
Plötzlich erfüllte ein urtümliches Brüllen die Luft. Psycho griff panisch nach seiner Waffe und flüsterte: "Da ist was".
Nervenzerreißende Stille.
Ich konnte meinen Blick gerade noch von Psycho abwenden und auf das Schiff richten, als die Hölle losbrach. Ein gut 5 Meter hohes, fliegendes Ungetüm brach plötzlich durch das Schiff. Ich wurde von einer vereisten Metallstange an der Schläfe getroffen, die mich zu Boden schleuderte und mir weitestgehend die Sicht nahm. Das “Etwas” stieß einen markerschütternden Schrei aus, der mir das Blut in den Adern gefrieren ließ und schnappte sich mit einem seiner gewaltigen Fangarme Jester. Ohne uns irgendeine Chance zur Reaktion zu lassen, machte es auf dem Absatz kehrt und raste in den Dschungel, dahin, wo es her gekommen war.
"Es hat Jester", rief Psycho. "Wir müssen hier weg! Wir müssen ihm hinterher, los!", schrie Prophet uns entgegen und zerrte mich wieder hoch. "Speedmodus aktivieren!", befahl er.
Jesters Schreie, die durch den gesamten Dschungel hallten, ließen mich meine letzen Kräfte mobiliseren. Wie ein Irrer sprang ich über die Kisten, welche immernoch herumlagen, spurtete den Schreien hinterher und stolperte mehrmals fast, als ich durch das Unterholz raste, dass mir den Weg versperrte. Prophet und Psycho folgten mir. Jeder von den beiden musste genauso eine Angst haben wie ich, dennoch sprinteten wir wie noch nie zuvor in unserem Leben, und das war nicht nur dem Nanosuit zu verdanken, sondern auch unserer nackten Angst um Jester. So hechteten wir durch den Dschungel und hofften, dass wir nicht zu spät kommen würden. Ich sah gerade noch, wie das metallene Ding im Dickicht des Dschungels verschwand, als ich ohne das geringste Zeichen von Furcht vor der Tiefe einen ca 10 Meter hohen Felsvorsprung heruntersprang.
Plötzlich fiel mir rechts von mir ein dunkler Schemen auf, der mich abbremsen ließ. Als ich genauer hinsah, wurde mir mit Entsetzen klar, dass ich Jester gefunden hatte. “Mein Gott, Jester, nein!” schrie ich mit vor Wut bebender Stimme als ich auf ihn zurannte. Ein Gefühl der totalen Leere überkam mich, als ich vor Jester auf die Knie zusammensackte. Ich hatte keine Kraft mehr.
"Tod", stellte Psycho bitter fest als er den zerfetzten Leichnam Jesters vor sich liegen sah. "Nicht auch noch Jester", schrie ich fast, während Psycho mir wieder auf die Beine half. "Oh Verdammt", brüllte Prophet. "Was ist hier los Boss, wir sterben wie die Fliegen!".fragte Psycho nach, immernoch völlig erschöpft von der Verfolgungsjagd. "Ich habe ihnen alles gesagt was ich weiß, mein Wort darauf!", antwortete Prophet mit einer Stimme, die vermuten ließ, dass er es ernst meinte. "Und jetzt zur Seite, ich muss ihn vaporisieren".
Psycho, der sich den Vorgang nicht ansehen wollte, trat mehrere Schritte zurück, drehte sich um und seufzte, während er noch einmal über die Schulter zurückschaute: "Machs gut, Kumpel". Prophet stöhnte auf und betätigte den Knopf. Ein ekelerregendes Schauspiel. Der widerwärtige Geruch, der mir schon bei Aztec’s Verbrennung ein Gefühl der Übelkeit in die Nase getrieben hatte, stellte sich nun wieder ein, genau so wie dieses unerträgliche Gefühl der Ohnmacht, das mich überkommen hatte.
Doch ich riss mich zusammen. Nach kurzer Zeit durchbrach Prophet die Stille. "Da vorne ist eine Senderanlage der KVA. Nomad, halten sie mir den Rücken frei!". Nun hatten wir auch Jester verloren. Ich stöhnte lauter auf, als ich es beabsichtigt hatte. Es konnte doch nicht sein, das unsere Mission, die gerade erst begonnen hatte, schon fast die Hälte unseres Squads in den Tod gerissen hatte.
Irgendetwas lief hier ganz und garnicht so wie geplant, dachte ich bei mir, Ich konnte ja noch nicht ahnen was noch folgen würde.
Prophet riss mich aus meinen Gedanken. "Da vorne ist sie. Psycho, sie geben uns Deckung. Nomad, sie kommen mit".
Das stählerne Ungetüm schien ebenfalls hier durchgekommen zu sein. "Nichts als Leichen", bestätigte Prophet, nachdem wir bei der Senderanlage angelangt waren.. "Nomad, sichern sie das Gebiet! Ich schaue in der Zeit, ob ich Informationen aus der Senderanlage bekommen kann.”
Ich schaute mich um. Wir waren wieder in der Nähe des Meeres. Eine Straße führte nach rechts weiter an der Küste entlang.
Nachdem ich mich im Lager umgeschaut und mir eine eigene Waffe sowie ausreichend Munition besorgt hatte, kehrte ich zu Prophet zurück und schilderte ihm, was ich gesehen hatte.
"Anscheinend hält die KVA eine Geisel in einem Dorf 3 Klicks östlich von hier fest.” teilte uns Prohpet mit, nachdem er sich näher mit dem Funkverkehr auseinandergesetzt hatte. “Ist mit Sicherheit einer dieser Archäologen.” fuhr er fort, und zwar mit einer Härte in seiner Stimme, die den Schluss zuließ, dass ihm diese Rettungsmission so langsam ausser Kontrolle geriet, was er natürlich nie zugegeben hätte. “Gehen sie mit Psycho dorthin und finden sie sie. Ich höre weiter den Funkverkehr ab und komme später nach".
"Wir werden sie finden", versicherte ich ihm.
Psycho hatte derweil bereits einen Jeep der Koreaner gefunden und flott gemacht. "Damit wird es wohl schneller gehen", rief er mir vom Fahrersitz zu und deutete auf das MG, das oben auf den Jeep montiert war.
So machten wir uns auf den Weg zu dem Dorf um die Geisel zu retten, damit wir endlich herausfinden konnten, was auf dieser Insel vorging.




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