Habe gerade eben die letzte Folge der letzten Staffel von The Wire gesehen.
Ich fasse einmal kurz zusammen:
The Wire ist bis jetzt das Beste was ich überhaupt gesehen habe.
So etwas authentisches, durchdachtes, realistisches (zu 99% jedenfalls, ein bisschen Schwund ist immer ;)), überraschendes, mitfühlendes, mit so gut gespielten, durchdachten und interessanten Charakteren habe ich noch nicht gesehen.
Das ist auch die erste Serie (bei Filmen hatte ich das auch noch nie), bei denen ich richtig betrübt war, dass sie zuende ist.
Klar, bei anderen Serien ist es auch doof, wenn man weiss, dass erstmal nichts neues kommt, oder auch wenn es ganz vorbei ist, aber so extrem wie es bei The Wire ist, hatte ich das bisher nur bei guten Büchern die ich gelesen habe. Nie aber bei dem Medium Film.
Zur 1. Staffel hatte ich ja schon etwas geschrieben, vor ein, zwei Wochen.
Zu den anderen Staffel schreibe ich jetzt speziell nichts, da keine Staffel nur einen Handlungstrang hat, sondern mindestens 3 oder 4, die sich ab einem bestimmten Zeitpunkt oft untereinander kreuzen und dann in späteren Staffeln wieder auftauchen. Ausserdem gibt es keine gute oder schlechte Staffel.
Die sind alle auf ihre Art aussergewöhnlich, da sich jede Staffel auf einen anderen Teil in der Gesellschaft oder der Stadt Baltimore fokusiert.
Diese Art des Aufeinander Aufbauens fällt nicht nur in der Story auf, sondern auch in Dialogen von Charakteren die nichts miteinander zu tun haben.
Beispielsweise wird in dem Polizeigebäude ein Witz gemacht und nach dem die Kamera gewechselt hat, wird der gleiche Witz auch auf der Strasse beim Drogen dealen gemacht.
Das passierst in fast jeder Folge und so machen die Dialoge einfach nochmal zehnmal mehr Spass als sonst schon.
Natuerlich sind das nicht nur Witze bei denen sowas passiert, sondern auch Tipps oder einfach sonst irgendwelche Sachen.
In der 4. Staffel gibt es einen Jungen, der im Gegensatz zu allen anderen lange Haare hat. Als Drogendealer macht sich das anscheinend nicht gut und so kriegt er von seinem Vater, Mutter, Freunden immer wieder gesagt, dass die Cops ihn dadurch viel zu leicht erkennnen würden und er deswegen die Haare abschneiden soll. Diese Aufforderung kommt immer mal wieder für 3 Folgen, mal in Nebensätzen, mal in Hauptsätzen oder manchmal auch einfach nur genuschelt im Hintergrund, aber immer in Gegenwart des Jugen.
Ausser dann in einer Folge, in der das Gleiche von der Polizei gesagt wird (ohne den Jungen im Bild) und in der nächsten Szene steht der Junge dann vorm Spiegel mit einer Schere in der Hand.
Ein weiterer extremer Pluspunkt in der Serie (und wahrscheinlich DER Pluspunkt überhaupt) sind die Charaktere.
Egal um welchen Charakter es geht, mal sind sie liebenswert, dann hasst man sie, dann mag man sie wieder, bis man sich selber hinterher nichtmehr sicher ist, wie man gerade zu der Person steht oder wie diese Person gerade zu anderen Personen steht.
Das "prominenteste" Beispiel für so einen Charakter ist denke ich Omar Little.
Omar ist schwarz, lebt im Ghetto von Baltimore und ist sowas wie der Robin Hood im Drogenbuissenes.
Um Geld zu bekommen raubt er Drogendealer aus.
Er geht hin, hällt den Dealern ne Shotgun unter die Nase und nimmt die Drogen und das Geld mit.
Dadurch ist er natuerlich extrem gefürchtet und sobald er irgendwo um die Ecke kommt läuft jeder vor ihm weg.
Das aussergewöhnliche an dem Typen ist aber, dass er öffentlich bekannt schwul ist.
Der Charakter ist übrigens auch der Lieblingscharakter aus der Lieblingsserie von Obama ^^
http://www.youtube.com/watch?v=ueDjiAm5rzE
Das Video ansich ist kein Story Spoiler, nur halt am besten hier auf der Page gucken, da andere Videos auf YT logischerweise ohne Ende spoilern.
Viele der Charaktere haben so kleine Eigenheiten, die sie einzigartig erscheinen lassen (Snoop aus der 5. Staffel ist dafür auch ein extrem gutes Beispiel)
Ich kann nur jedem empfehlen diese Serie zu gucken.
Allerdings ist das gesprochene Englisch dort ziemlich hart zu verstehen, gerade wenn die Drogentypen reden.
Da musste ich leider schon einige Male die Untertitel anmachen um nachzulesen was denn gerade gesagt worden ist.
Bei dem ganzen gefluche, genuschel und falscher Gramatik ist das echt nicht leicht.
Ist aber kein Kritikpunkt für mich, da eine schludrige Sprache die ganze Serie nur authentischer macht.
Hier noch ein Screen, von einer auf einem Screen ziemlich lustig wirkenden Szene wie ich finde.
Wenn man weiss auf welche Art der Charakter das sagt, dann ist es zwar logischerweise viel lustiger, aber der Satz, mit der Gestik machts auch alleine.
Guckt es euch an!!
Bei Amazon.uk hab ich mir die Season 1-5 DVD Box für ca 50Euro+Versand geholt, so perfekte Unterhaltung kriegt ihr für das Geld nirgends, würde ich einfach mal ganz dreist behaupten.
Ich werde mir die Serie glaube ich noch ein paar Mal anschauen.
Da ist bestimmt noch einiges an Dialogen und Szenen, die ich übergangen habe ohne es zu merken.
Beim zweiten Mal gucken, ergeben viele Szenen in anderen Filmen und Serien ja auch mehr Sinn als beim ersten Mal.
Bei FightClub zum Beispiel hat mir der zweite Durchlauf mehr Spass gemacht als der Erste.
Hoffe ich begeistere noch ein paar für die Serie. Sie ist echt unglaublich gut, auch wenn man am Anfang etwas braucht um rein zu kommen. (Bis zur Mitte der ersten Staffel hat es bei mir ca gedauert bis ich begriffen hatte, wie die Serie gemacht ist und bis ich mich daran gewöhnt hatte)
btw: Die anderen Serien von HBO sollen ja auch zum größten Teil große Klasse sein.
Als nächstes schaue ich erstmal Boardwalk Empire zuende (gibt ja nur eine Staffel atm soweit ich weiss) und danach True Blood oder The Sopranos.
Man...Es gibt so viele gute Sachen zu sehen :(