Schwere Schläge hat das männliche Ego hinnehmen müssen in den vergangenen Jahren: Frauen sind klüger, sagen uns die Forscher, Intelligenz wird auf dem x-Chromosom vererbt. Andere beweisen: Frauen haben mehr Nervenzellen in der Hirnrinde, und deswegen können sie auch besser planen.
Auf diese Weise auf der Männerseele herum zu trampeln, gehört in der modernen Wissenschaft längst zum guten Ton. Dass wir irgendwie beschränkt sind mit unserem y-Chromosom, intellektuell gesehen und natürlich auch sozial. Dass wir keine Gefühle haben und überhaupt unfähig sind zur Kommunikation: All diese sogenannten Forschungsergebnisse hat "man" sich immer wieder angehört. Aber auch, wenn es wirklich weh tat, haben wir nicht geklagt und gejammert. Sondern darauf reagiert, wie es eben unsere Art ist: Wir haben still gelitten. Na ja, fast still.
Mit dem Stichwort "Der Mann und das stille Leiden" sind wir nun mitten im Zentrum einer erbitterten Kontroverse, die schon seit der Steinzeit zwischen den Geschlechtern ausgefochten wird. Umso bemerkenswerter ist, dass jetzt erstmals die Forschung für die männliche Seite Partei ergreift. Das renommierte Wissenschaftsmagazin "Men´s Health" veröffentlicht eine Studie, die glasklar nachweist, dass der von Frauen immer wieder erhobene Vorwurf der männlichen Wehleidigkeit bitteres Unrecht ist. Der Mann jammert nicht mehr, sondern er leidet mehr, wegen des schwächeren Immunsystems, sagt die Studie. Während sich die Frauen im Kampf gegen Bakterien auf Heerscharen von weißen Blutkörperchen stützen, kämpft der Mann die Schlacht weitgehend allein. Weniger Abwehrzellen, mehr gefährlichen Krankheiten - im Grunde stehen wir Männer immer schon mit einem Bein im Grab.
Im Lichte dieser Forschungsergebnisse lassen sich nun Krankheitsverläufe bei Männern besser verstehen. Dieser Schnupfen kürzlich und dieses Kratzen im Hals: Ist es da zu viel verlangt, wenn man von der Ehefrau ein bisschen Mitgefühl erwartet? Natürlich leiden wir in der Regel still. Aber wenn es die Partnerin partout nicht mitbekommt, dann ist ein sachlicher Hinweis doch geradezu geboten. Schon im Hinblick auf mögliche Gefahren. Wie schnell wird aus dem Schnupfen eine gefährliche Grippe, schon fühlt man, wie das Fieber steigt, ganz sicher wird noch eine Lungenentzündung daraus. Geradezu fahrlässig wäre es, die Ehefrau nicht darüber zu informieren, wie klaglos man diese höllischen Schmerzen erträgt. Und, sagen wir es ruhig offen: Angesichts der Todesgefahr darf man wohl hoffen, ein bisschen umsorgt zu werden.
Mit Jammern hat das alles natürlich nichts zu tun, wie jetzt wissenschaftlich bewiesen ist. Die Forscher haben zwar nur Mäuse untersucht, aber die Unterschiede sollte man nicht überschätzen. Im Kern bleibt die Erkenntnis: Männer sind nicht wehleidig, sie werden nur missverstanden. Und das kann ganz schön weh tun.
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