Richtig wohl in seiner Haut fühlt sich David Draiman nicht. Der 35jährige ist in Kuwait - zum ersten Mal in seinem Leben - und gibt ein Konzert für ein paar Tausend amerikanische Soldaten. Natürlich unter allerstrengsten Sicherheitsauflagen und mit absolutem Fluch- und Schimpfverbot. "Ich unterstütze unsere Truppen am Golf. Einfach, weil ich Respekt vor jedem habe, der sich das antut und der immer noch an die gerechte Sache glaubt. Auch, wenn ja mittlerweile klar ist, dass dieser Krieg völliger Blödsinn ist." Womit der kahlköpfige, Ganzkörper gepiercte Mann aus Chicago eine klare Unterscheidung zwischen Patriotismus (der OK ist) und den Machenschaften der Bush-Regierung (die nicht OK sind) macht und sich auf seinem neuen, vierten Album "Indestructible" so richtig auskotzt: Da schießt er gegen die unheilvolle Allianz aus Politik, Wirtschaft und Religion, prangert blinde Gottesfürchtigkeit, skrupellose Geldgier, mediale Manipulation und geballte Inkompetenz an – unterlegt mit den härtesten, wütendsten und bedrohlichsten Songs, die der Vierer aus Chicago je geschrieben hat. "Das ist der Grund, warum ich nicht zum Psychiater muss: Weil ich alles, was mir stinkt, in meinen Texten verarbeiten kann. Ich lasse da also richtig Dampf ab und werde zum regelrechten Tier, das seinen blanken Hass auslebt." Was Disturbed zu einer besten und erfolgreichsten neuen Metal-Bands der Gegenwart macht. Allein in den USA haben sie von ihrem letzten Epos "Ten thousands fists" über neun (!) Millionen CDs verkauft, die größten Arenen und Stadien gefüllt und sogar Platz 1 der Billboard-Charts geknackt. Was in Europa absolut undenkbar erscheint, doch Draiman & Co. arbeiten daran. "Wahrscheinlich liegt es daran, dass wir bei euch immer noch verhältnismäßig wenig selten auftreten, während wir Zuhause eigentlich ständig und überall spielen. Aber das wollen wir in Zukunft ändern. Einfach, indem wir unsere Präsenz steigern. Ich meine, ich habe kein Problem damit, in Clubs aufzutreten. Das ist mir eigentlich sogar lieber als irgendwelche Festivals. Und ich weiß ja, dass ihr auf harte Musik steht. Also wird das irgendwann schon klappen. Da bin ich mir ganz sicher." Die Disturbed-Offensive startet am 30. Mai mit der Veröffentlichung von "Indestructible", gefolgt von Auftritten bei Rock Am Ring/Rock im Park. "Macht euch auf was gefasst", fügt Draiman lachend hinzu. "Wir werden euch plätten. Wie ein Panzer, Mann." Ein denkwürdiger Vergleich – gerade für einen erklärten Pazifisten!