Erstmal muss ich sagen, dass ich es wirklich erstaunlich finde wie offen hier über das Thema geredet wird.
Vom 16. bis zum 20. Lebensjahr hatte ich auch eine Zeit die ich rückblickend gern als "Destruktive Phase" erwähne.
Beinahe täglich getrunken, sehr pessimistische Grundstimmung gehabt und außer das
"Abhängen" mit den Jungs und der Musik nichts gehabt was mich motiviert hätte.
Hatte das Abitur abgebrochen, zwei Lehren nach circa 3 Wochen beendet und wusste wirklich nichts mit mir anzufangen.
Dank der Wehrpflicht wurde ich dann gezwungen irgendetwas zu tun. Habe mich für den Zivildienst entschieden.
Und endlich eine Sache gefunden die einigermaßen Spaß machte.
Also besser gesagt, mich nicht weniger anödete als den ganzen Tag rumzugammeln.
Und so kam ich zur Ausbildung zum Krankenpfleger. Die ich kurz vor der Prüfung fast wieder hingeschmissen hätte.
Alte Zweifel kamen auf. Das Gefühl nichts zu schaffen. "Wozu das Ganze?".
Nur hatte ich seit einem Jahr eine Freundin. Sie war mein Motivator.
Ich las asugewählte Bücher zum Thema Selbstvertrauen/Selbstwahrnehmung und Depressivität.
Diese haben mir sehr geholfen meine Ansichten ein wenig gerade zu rücken. Aber es hat gereicht.
Ich will auch nicht sagen das ich depressiv bin oder war. Ich hatte eine Phase der depressiven Verstimmung.
Das ist normal, solang man mit eigener Kraft rauskommt und es einem nicht dauerhaft in der Lebensqualität einschränkt.
Ich war, meiner Meinung nach, kurz davor in eine Depression zu rutschen.
Was mir sehr geholfen hat, war ein Leitsatz der ganzen Selbsthilfebücher:
"Du fühlst wie du denkst."
Beispiel: Erster Tag an einem neuen Arbeitsplatz.
"Oh Gott. Was soll das werden. Die werden mich nicht leiden können.
Ich werde bestimmt wieder in irgendein Fettnapf treten und bin das Gespött der Leute.
Das wär das schlimmste was passieren könnte. Am besten ich geh garnicht hin."
Aber stimmt das? Ich habe gelernt meine kleinen Selbstgespräche zu überprüfen und mir positivere Dinge zu sagen:
"Die werden mich nicht leiden können"
-> Woher soll ich das wissen. Ich sollte den Leuten nicht vorschreiben was sie zu denken haben.
"Ich werde bestimmt wieder in irgendein Fettnapf treten...Das wär das schlimmste was passieren könnte"
-> Vielleicht passiert auch einfach garnichts. Ich bin neu. Keiner kann erwarten das ich gleich 100% gebe.
Wäre es das Schlimmste was passieren könnte? Nein. Das Leben geht auch ohne diesen Job weiter.
Also das ist nur ein Beispiel. Es erforderte viel Disziplin möglichst alles zu hinterfragen und so im Kopf umzustellen, was mich beschäftigte.
Aber es half mir.
"Ein ausgehungertes Huhn steht vor einem Zaun. Dahinter sieht sie eine Schale mit Körnern. Es versucht alles mögliche um an sie heran zu kommen.
Es buddelt mit den Füßen, pickt sich den Schnabel blutig, verfällt in Raserei und kommt einfach nicht durch diesen Zaun.
Es wird halb wahnsinnig und weiß einfach nicht aus und ein. Das letzte was es sieht ist diese volle Schale die ihr hätte helfen können.
Was das Huhn nicht beachtet hat: Es hätte einfach ein paar Schritte zurück gehen müssen um zu erkennen, dass der Zaun nur einen Meter breit ist."
Ich hoffe es ist verständlich worauf ich hinaus will
In einer depressiven Phase, sieht man nur "seine" Lösung der Probleme. Nämlich garkeine.
Weil es die Gefühlswelt gerade nicht erlaubt positiv zu denken.
Behandelt euch einfach mit Respekt. "respectare", dass Zurückschauen.
Geht einen Schritt zurück und versucht das Problem von "außen" zu betrachten.
Und wenn alles nichts hilft: Scheut euch nicht und sucht professionelle Hilfe bevor es zu spät ist.




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