Wenn du keine Gegenargumente mehr hast, dann lass es sein :roll:
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Ruhig ruhig...
Ihr habt ja beide Recht.
Ich habe mir mal die Zeit genommen meine Gründe für den "Anti-Theismus" niederzuschreiben:
Warum also "Anti-Theismus"?
Wir leben in einer Gesellschaft, die es als eine Selbverständlichkeit ansieht, dass wir unseren Kinder beibringen, es sei eine größere Tugend, an absurden Überzeugungen festzuhalten, als kritisch zu Denken oder aufgeschlossen gegenüber neuen Ideen zu sein. Sogar in unserem Schulsystem wird scheinbar diese Ansicht vertreten. Denn Religion wird in den meisten Bundesländern immer noch als Grundfach unterrichtet. Allerdings habe ich noch nie etwas über das Fach "Philosophie" gehört - und wäre es nicht viel wichtiger unseren Kindern bei zu bringen wie sie richtig denken, anstatt ihnen einzutrichtern was sie zu denken haben?
Wir sind erschreckt, wenn wir über die systematische geistliche versklavung Nordkoreas oder anderer kommunistischer Länder hören, aber ist das, was wir unseren Kindern antun, wenn wir sie mit der Ehrfurcht vor einem unsichbarem allmächtigem Diktator aufziehen, denn wirklich so anders?
Ich unterstelle hier natürlich niemandem böse Absichten, teilweise tun wir dies aus Paranoia, hauptsächlich aber weil wir unter der Illusion leiden, dass religiöser Glaube sie zu besseren Menschen macht.
Sicher ist eine solche Indoktrinierung nicht immer oder sogar in den wenigsten Fällen potenziell gefährlich, aber nur in einer Gesellschaft, die von uns verlang solche Überzeugungen zu respektieren, kann auch der Fanatismus überleben.
Es ist beinnahe unmöglich rassistische, homophobe oder sexistiche Einstellungen rational zu vertreten, aber unglaublich einfach diese auf religiöser Ebene nicht nur zu verteidigen, sondern auch noch Respekt für solche Ansichten zu verlangen.
Autoritäre Personen erzählen uns immer wieder, oft weil sie es selbst nicht besser wissen, dass die Religion oder der Glaube etwas Gutes ist. Aber kann mir auch nur einer eine moralische Handlung nennen, die ein Gläubiger ausführen würde, ein Ungläubiger aber nicht? Ich bin mir sicher, dass wenn ich die Frage umdrehen würde, mir die meisten hier, sofort einige Beispiele nennen könnten - Selbstmordattentate und die genitale Verstümmelung von Kindern sind nur 2 davon.
Was uns zu einem der Hauptprobleme bring, welches nähmlich oft nicht die Religion selber, sondern der übermäßige (und vorallem unverdiente) Respekt ist, der uns gegenüber ihr eingetrichtert wird. Nehmen wir als Beispiel mal den Papst: Dieser Mann vertritt die Anischt, dass Kondome die Ausbreitung von HIV verschlimmern. Durch seine Autorität, die im ausschließlich aufgrund seiner religiösen Überzeugungen zugesprochen wird, ist er indirekt, nicht nur an einer erhöhten Verbreitung der Krankheit schuld, sondern auch daran, dass Tausende von Kindern mit diesem tödlichem Virus geboren werden, von denen viele nichtmal das 8 Lebensjahr erreichen - "Völkermordende Dummheit", wie es Sam Harris bezeichnete. Menschen die so welche Ansichten öffentlich vertreten haben unseren Respekt nicht verdient und noch weniger unsere Aufmerksamkeit und jeder andere Mensch (der nicht religiös ist) würde auch keines von beiden bekommen - bestenfalls würden wir ihn ignorieren, schlimmstenfalls in eine geschlossene Anstallt einweisen lassen.
Natürlich ist das nur ein Beispiel unter vielen. Ich hätte auch die ritualle Tötung von Tieren an muslimischen Feiertagen, welche hier in Deutschland seit dem 23.11.2006! erlaubt ist, aufführen können. Hierbei wird einem Tier, hauptsächlich Ziegen oder Schafen, ohne Betäubung die Kehle durchgeschnitten und es wird darauf gewartet, dass es verbluttet (was natürlich höchst langsam und qualvoll passiert). Welcher geistlich gesunde Mensch würde ein solches Urteil fällen? Die Antwortet lautet natürlich: Keiner - es sei denn die Kläger wären religiös Motiviert.
Sicherlich, und das will ich gar nicht abstreiten, hat die Religion auch einige gute Seiten z.B. kann sie Trost spenden (wobei wir uns hier fragen müssen wie tröstent eine falsche Hoffnung wirklich sein kann), aber wir müssen auch erkennen, dass sie gegenwärtig die größte Hürde für den Aufbau einer globalen Zivilisation darstellt.
Denn wie uns die Geschichte, sowie auch die Moderne zeigt, ist der blinde Gehorsam, egal ob gegenüber einer religiösen oder politischen Ideologie, niemals der Grundfeiler für eine funktionierende Gesellschaft, in der jeder Mensch unabhängig von Hautfarbe, Geschlecht, Nationalität oder sexuäler Orientierung mit gleicher Würde und Respekt behandelt wird.
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Abschließend möchte ich noch anmerken, dass sich natürlich der Auffassung bin, dass jeder das Recht haben sollte zu glauben was er für richtig hält. Allerdings sollte niemand von einem anderem Respekt für seine Überzeugungen verlangen - denn Respekt ist meiner Meinung nach nicht etwas, was man verlangen sollte, sondern etwas, was man sich verdienen sollte und eine Überzeugung, die ausschließlich oder zumindest größtenteils positive Effekte mit sich bringt, würde Respekt zur Selbstverständlichkeit machen.
Bei uns an ein paar oeffentlichen Schulen gibt es sogar das Fach Philosophie.
Simon: Bei euch kann man Religion in der 5. Klasse abwaehlen? Ich denke nicht.
Bei uns geht es auf jedenfall nicht, hier kann man die ersten Sachen erst am Anfang der 9 abwählen.
Ich weiß nicht, auf welche Schule du gegangen bist und schon garnicht, in welchem Land diese Schule war, aber Religion an heutigen Schulen und auch zu meiner Zeit ist nichts anderes als Philosophie. Dort wird dir nicht auf fanatische Weise beigebracht, was du zu denken hast. Hey, auf meiner Schule haben wir in Religion sogar fast nur Filme geschaut, die etwas mit Religion zu tun haben, wie z.B. "Der Exorzist". Danach saßen wir am Tisch und haben mit dem Lehrer ausgiebig diskutiert, warum das nicht möglich ist. Ein anderes Mal haben wir uns einen Thriller über List und Betrug angeschaut (weiß den Namen nicht mehr) und dann diskutiert, warum man so mit seinen Mitmenschen nicht umgehen darf. Ich finde, da hat man ne Menge gelernt.
"Indoktrination" klingt für mich nach altem Denken. Schwarz/Weiß Denkmuster. Nur weil jemand an Gott glaubt, ist er also "indoktriniert"? Du verwechselst da was. Religion, wenn sie richtig beigebrach wird, hat keinen Platz für Fanatismus. Fanatismus entsteht durch Irrglaube oder Pseudo-Glaube. Wenn also Menschen andere Menschen für einen Glauben töten, hat das nichts mit der Religion zu tun, an die die Menschen glauben sollten. Im Gegenteil, Religion soll ein friedliches Zusammenleben und gegenseitge Aktzepanz bringen.
Wenn Menschen sich also gegenseitig für einen Glauben umbringen, dann mache ich dafür die Menschen selbst verantwortlich, nicht die Religion. Ich kann nicht behaupten, so wie du es gerne behauptest, dass die Religion uns das Denken abnehmen soll. Als Atheist kann man es sich auch ziemlich einfach machen, indem man sowas behauptet, gleichzeitig aber die Gegenseite für Behauptungen, geprägt von Unwissenheit, zu beschuldigen. Beidseitige negative Behauptungen über das gegenüberliegende Lager, geprägt von Unwissenheit bzw. mangelndem Verständnis über des anderen. Wo soll hier die Vernunft sein?
Und außerdem redest zu ziemlich viel von Respekt. Respekt ist jedoch etwas anderes als Aktzeptanz. Kein Gottes erfurchtiger Mensch, der friedlich die Religion vertritt, wird dich nach Respekt bitten, sondern nur darum, dass du es aktzeptierst was seine Ansichten sind. Erwarte jedoch nicht gleiches, wenn du es selber nicht tust. Es ist ein Nehmen und Geben.
Bei Gelegenheit, wenn ich mal Zeit finde und ein Buch von Stephen Hawking und sein Universum fertiggelesen habe, werde ich hier vielleicht auch mal meine Sicht der Dinge niederschreiben.