Spieletest: Batman Arkham Asylum - furioses Fledermannfest
Action-Adventure rund um einen gefangenen Superhelden
Eine Comicumsetzung von einem halbbekannten britischen Entwicklerteam - normalerweise schrillt da bei Computerspielern die Lizenzschrott-Alarmsirene. Bei Batman: Arkham Asylum zu Unrecht, denn das Action-Adventure mit dem dunklen Ritter und seinem Erzfeind Joker ist sensationell gut.
Den Abend hat sich Bruce Wayne anders vorgestellt: Statt im Club der Millionäre von Gotham City ein paar Gläschen Champagner zu schlürfen, landet er im Irrenhaus. Dabei wollte Wayne alias Batman eigentlich nur schnell seinen Erzfeind Joker zurück in den Hochsicherheitstrakt "Arkham Asylum" bringen, tappt dabei aber in eine Falle. Und schon schnappt sich der grünhaarige Psycho-Clown die Kontrolle über die - eher an einen klassischen Knast erinnernde - Anstalt mitsamt ihren Horden von durchgeknallten Schlägern und mutierten Obermonstern. Der Spieler bekommt die Aufgabe, sich als Batman immer wieder aus brenzligen Situationen zu retten - und den Joker davon abzuhalten, einen abgrundtief bösen Plan umzusetzen. Das Actionadventure Batman: Arkham Asylum stammt vom britischen Entwicklerstudio Rocksteady, das zuvor nur den mittelprächtigen Ego-Shooter Urban Chaos veröffentlicht hat.
Batman ist ähnlich wie Assassin's Creed oder Metal Gear Solid das, was manche Entwickler ein Toolbox-Spiel nennen: Die Hauptfigur verfügt über ein großes Portfolio von Möglichkeiten - und der Spieler muss in jeder Situation neu entscheiden, welche er am sinnvollsten anwendet. Wenn ein Trupp Schläger auf Batman zuläuft, dann greift der dunkle Ritter zu roher Gewalt und verkloppt die Gegner - was auch für Nichtprügelspieler vom Start weg prima klappt und vom Programm halbautomatisch sehr schick in Szene gesetzt wird.
Ganz anders ist die Situation, wenn die Feinde über Gewehre verfügen: Weil Batman kaum Treffer verträgt, muss er möglichst aus der Dunkelheit agieren und einen Gegner nach dem anderen ausschalten. Beispielsweise kann er sich dann auf große Vorsprünge direkt unterhalb der Decke zurückziehen und einen Opponenten, der sich gerade weitab von anderen befindet, mit einem gezielten Sprung ausschalten - so lässt sich nach und nach die ganze Bande unschädlich machen.
Besonders viel Geschick ist für die meist spektakulären Manöver nicht nötig: Das Programm zeigt fast immer an, über welche Möglichkeiten der Spieler verfügt. Wenn Batman beispielsweise auf einen anderen Vorsprung unter der Decke hüpfen möchte und ihn im Visier hat, wird die benötigte Taste eingeblendet, der Wechsel läuft dann automatisch ab. Das Gleiche gilt für den Gleitflug auf einen nichtsahnenden Feind: Ein kleines Fledermaussymbol markiert den Gegner, auf den das möglich ist - und ein Druck auf die richtige Taste führt das Manöver aus.
Das Vorgehen funktioniert bei fast allen Aktionen: beim lautlosen Ausschalten von hinten, beim Klettern über Vorsprünge, beim Werfen des Batarang-Bumerangs, wenn die Hauptfigur eine Wand mit Sprengstoff in die Luft jagt - oder was auch immer den Entwicklern sonst noch an Herausforderungen eingefallen ist. Dieses Spieldesign führt immer wieder dazu, dass der arme Batman regelmäßig vor scheinbar unlösbaren Herausforderungen steht. Die lassen sich dann aber mit etwas Unterstützung durch das Programm ohne allzu viele Frustmomente bewältigen - und der Spieler hat regelmäßig das Gefühl, Großes geleistet zu haben. Für Hardcorespieler kann das bedeuten, dass sie Batman: Arkham Asylum wahrscheinlich gut gelaunt, aber zumindest in der mittleren der drei Schwierigkeitsstufen in weniger als 15 Stunden locker durchgespielt haben.
Eine große Hilfe in Action- wie in Denksportsequenzen ist der Detektivmodus: Diese alternative Sicht auf die Umgebung erinnert zuerst an ein Nachtsichtgerät, ist aber mehr. Batman kann damit Feinde auch um Ecken oder hinter einigen Türen zuverlässig erkennen. Außerdem lassen sich so einige eher rätselorientierte Aufgaben lösen: In Räumen voller Giftgas lässt sich damit das Stromkabel erkennen, das zum Schalter für die Lüftung führt. Und nur im Detektivmodus sind die Tabakkrümel zu sehen, mit denen Commissioner Gordon seinem Freund Batman in einem längeren Abschnitt den Weg markiert hat.
Über weite Teile ist Batman: Arkham Asylum sehr linear, der Spieler muss einem fast vollständig festgelegten Weg folgen und hat kaum eigenen Entscheidungsspielraum - was aber innerhalb der Handlung um immer neue Fallen durch den Joker sehr stimmig wirkt. Überhaupt ist den Entwicklern die Story gut gelungen: Immer wieder zeigen erstklassig animierte und geschnittene Zwischensequenzen den Joker oder seine Helfer bei wahnsinnigen Aktionen, und auch über die anstaltseigenen Lautsprecher und Fernsehkanäle spricht er immer wieder mit irrem Lachen zu Batman oder seinen Gefolgsleuten.
Ebenfalls für Motivation sorgt jede Menge Drumherum: Der Spieler kann sowohl Achievements sammeln als auch auch weitere Ingame-Gegenstände - von Biografien der Gegner über Actionfiguren bis hin zu Tonbandaufnahmen der therapeutischen Sitzungen mit Joker und Konsorten.
Batman: Arkham Asylum ist derzeit für Xbox 360 und Playstation 3 verfügbar und kostet rund 60 Euro. Am 18. September 2009 soll eine Version für Windows-PC folgen. Die deutsche Sprachausgabe ist durchgehend erstklassig, Batman spricht mit der deutschen Synchronstimme von Christian Bale aus den Batman-Filmen; auf allen Plattformen veröffentlicht Publisher Eidos das Spiel mit mehreren Sprachversionen auf den Datenträgern. Die hierzulande erhältliche Version enthält keine Schnitte, sie hat von der USK eine Freigabe ab 16 Jahren erhalten.
Fazit
Ein Computerspiel muss hart sein, sich echt anfühlen und eine Herausforderung sein? Wer so denkt, für den ist Batman: Arkham Asylum womöglich das falsche Spiel. Wer aber perfekte Unterhaltung möchte und das düstere Szenario mag, der verbringt mit dem dunklen Ritter viele spannende Stunden in der Irrenanstalt. Zumal die Präsentation erstklassig ist: Die Grafik wirkt schön und stimmig, die Animationen sind toll in Szene gesetzt und der Handlung gelingt das in Computerspielen seltene Kunststück, tatsächlich Neugier auf das Finale zu wecken.
Der einzige kleine Wermutstropfen ist, dass man sich nicht so richtig in der düsteren Welt verlieren kann. Dazu sind die Spielmechaniken immer zu deutlich sicht- und spürbar, dazu geht es zu linear zu und außerdem kommt man trotz scheinbarer Herausforderungen zu glatt voran. Unter dem Strich hat Rocksteady mit Batman: Arkham Asylum aber ein tolles Programm abgeliefert, das in Rückblicken auf das Jahr 2009 in vielen Best-of-Listen ganz oben stehen wird.