The Brussels Business
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In Brüssel200sind rund 2.500 Lobby-Organisationen angesiedelt und  bilden die zweitgrößte Lobby-Industrie der Welt; nur die in Washington  DC ist größer. Rund 15.000 Lobbyisten scheuen weder Kosten noch Mühen,  um die Kommission und die Parlamentarier intensiv über die Bedürfnisse  der Interessenverbände zu informieren. Rund 80 Prozent der gesamten  Gesetzgebung, die direkten Einfluss auf den Alltag der Europäischen  Bürger hat, wird hier initiiert. 
"Die EU-Gesetzgebung ist  kompliziert, sie durchläuft viele Stufen", erklärt Olivier Hoedeman,  Gründer von Corporate Europe Observatory. "Alles beginnt mit der  Europäischen Kommission. Dort werden neue Anträge für Gesetze und  Richtlinien entworfen, welche dann die Institutionen durchlaufen - das  Parlament und den EU-Ministerrat. Vom Moment an, in dem die Europäische  Kommission erste Schritte zu neuen Gesetzen und Richtlinien unternimmt,  ist die Industrie vor Ort um sie zu beeinflussen." 
Die Bemühungen,  den Lobbyismus in der EU zu regulieren, stießen zunächst auf wenig  Resonanz. Dann geschah im Winter 2004/2005 etwas Unerwartetes: Siim  Kallas, EU-Kommissar aus Estland, zuständig für Verwaltung, griff das  Thema auf. Im Zuge der Europäischen Transparenzinitiative sollte der  Lobbyismus in Brüssel streng reguliert werden - ein Pflichtregister,  Auskunftspflicht, Offenlegung der Geldflüsse. Nach drei Jahren  politischer Streitereien und Bemühungen stellte Siim Kallas schließlich  im Sommer 2008 das Lobby-Register vor. Doch die Enttäuschung war groß:  Das Lobby-Register war freiwillig - und damit völlig zahnlos. 
Im  Oktober 2008, einen Monat nach Ausbruch der weltweiten Finanzkrise,  ernannte Kommissionspräsident José Manuel Barroso eine unabhängige  hochrangige Gruppe zur Aufsicht der Finanzmärkte. Ihre Aufgabe ist die  Regulierung dieser Märkte, um einen Weg aus der Krise zu finden. Doch  bei näherem Hinsehen entpuppt sich diese Gruppe von acht "EU-Weisen" als  gar nicht so unabhängig: drei der acht Weisen sind direkt mit jenen  US-Banken verbandelt, die die Krise ausgelöst haben. Der Kopf der Gruppe  ist Vorsitzender einer großen Finanzlobby. Steht nach 20 Jahren  Deregulierung und Liberalisierung die Europäische Union selbst plötzlich  am Rande des Zusammenbruchs? Und steht nicht vielmehr die Demokratie  selbst auf dem Spiel, und mit ihr jene Werte, die uns teuer sind ?