xeonsys
15.03.2007, 20:11
Wie riecht das Internet?
Die wichtigste Computer-Innovation des Jahres 2007 kommt ohne Strom aus. Sie braucht weder Flash-Speicher noch Magnetlaufwerk, kein W-Lan, Bluetooth oder sonst irgendeine Schnittstelle. Sie kommt nicht von Sony, nicht von Microsoft und auch nicht von Apple.
Das innovativste Produkt des Jahres wird man auf der Cebit vergeblich suchen. Es ist eine unscheinbare Flüssigkeit, die sich in einer milchigen Flasche befindet. Der Produktname auf dem Etikett lautet "In2you".
Die Technosexualität des Millenniums
Diese kryptische Abkürzung bezeichnet weder einen Energiedrink noch ein neuartiges Flüssigkristall. "In2you" ist ein Parfüm aus dem Hause Calvin Klein. Glaubt man seinen Erfindern, so handelt es sich bei dem Duftwässerchen, das Anfang April auf den Markt drängt, um eine Zäsur von kultureller Tragweite: um nicht weniger als den ersten technosexuellen Duft des Millenniums. Was aber ist Technosexualität?
Zunächst einmal handelt es sich bei der Neuschöpfung um eine geschützte Wortmarke. Die Erfinder des Parfums aus dem Hause Coty haben sich das Adjektiv zum Duft gleich patentieren lassen. Vorbild für die neue Wort-Kreation ist offenkundig das auf David Beckham maßgeschneiderte Modewort "Metrosexualität". Es bezeichnet ein betont unmaskulines Rollenverständnis männlicher, heterosexueller Metropolenbewohner.
Die Generation Y
Für die Firma Coty, unter deren Dach auch die Marke Calvin Klein vertreten wird, handelt es sich bei den angeblich technosexuellen Jugendlichen um nicht weniger "als die erste Generation des neuen Jahrtausends, die Generation Y." Nach Angaben ihrer Erfinder gehören dazu die Jahrgänge der zwischen 1982 und 1995 Geborenen.
Trendforschern zufolge verfügt diese Generation über ungewöhnlich stark ausgeprägte Daumen, die so genannten iPod-Daumen, beweglich gehalten durch tausendfaches SMS-Tippen. Instant-Messanging, YouTube-Suche und bloggen sind für sie keine Fremdworte, sondern essentielle Bestandteile ihres Lebensstils. Nur emotional gilt die Generation Y als etwas unterkühlt.
Triebhafte Duftnote
Die Basisnote ist Moschus, dazu weiße Zeder und das asiatische Süßgras Vetiver. Man könnte also sagen: Triebhaft, aber süßlich mit etwas zedernhafter Holzigkeit. Andere beschreiben die Note für weibliche "Millenials" mit einem kräftigen Duft von Pink Grapefruit, etwas Bergamotte und einem Akzent von roter Johannisbeere. Der Duft für den männlichen Blogger hingegen sei irgendwie "strandiger", heißt es bei Calvin Klein, eine salzige Mischung aus Lime, Coca und Muskat.
Dies nun finden wir etwas enttäuschend. Denn natürlich hätten wir uns lieber einen Duft gewünscht, der wirklich nach technischer Moderne schmeckt. Also etwa eine helle Note von grauem Plastik, gepaart mit der Schärfe von Silizium und Batteriesäure, dazu die angenehm dezenten Aromen von Flüssigkristall und Plasma.
Man stelle sich einen Abend im Schlafzimmer der Generation Cybersex vor: Er kommt mit brennenden Augen lustlos vom Bildschirm ins Bett mit der "Star-Wars"-Wäsche gekrochen. Plötzlich erregt ein ungewohnter Duft seine Sinne. "Schatz, du riechst heute so gut nach MySpace." Sie schnüffelt an seinem Halsanatz. "Mmmh, dich umflort ein Duft von Skype und Outlook."
Wetten, dass so auch wieder im echten Leben klappt, was die Technik so perfekt, aber geruchsneutral simuliert? Oder anders gefragt, liebe Duft-Designer von Calvin Klein: Sind wir nicht alle ein bisschen Cebit?
http://www.n24.de/wissen_technik/multimedia/article.php?articleId=107193
Die wichtigste Computer-Innovation des Jahres 2007 kommt ohne Strom aus. Sie braucht weder Flash-Speicher noch Magnetlaufwerk, kein W-Lan, Bluetooth oder sonst irgendeine Schnittstelle. Sie kommt nicht von Sony, nicht von Microsoft und auch nicht von Apple.
Das innovativste Produkt des Jahres wird man auf der Cebit vergeblich suchen. Es ist eine unscheinbare Flüssigkeit, die sich in einer milchigen Flasche befindet. Der Produktname auf dem Etikett lautet "In2you".
Die Technosexualität des Millenniums
Diese kryptische Abkürzung bezeichnet weder einen Energiedrink noch ein neuartiges Flüssigkristall. "In2you" ist ein Parfüm aus dem Hause Calvin Klein. Glaubt man seinen Erfindern, so handelt es sich bei dem Duftwässerchen, das Anfang April auf den Markt drängt, um eine Zäsur von kultureller Tragweite: um nicht weniger als den ersten technosexuellen Duft des Millenniums. Was aber ist Technosexualität?
Zunächst einmal handelt es sich bei der Neuschöpfung um eine geschützte Wortmarke. Die Erfinder des Parfums aus dem Hause Coty haben sich das Adjektiv zum Duft gleich patentieren lassen. Vorbild für die neue Wort-Kreation ist offenkundig das auf David Beckham maßgeschneiderte Modewort "Metrosexualität". Es bezeichnet ein betont unmaskulines Rollenverständnis männlicher, heterosexueller Metropolenbewohner.
Die Generation Y
Für die Firma Coty, unter deren Dach auch die Marke Calvin Klein vertreten wird, handelt es sich bei den angeblich technosexuellen Jugendlichen um nicht weniger "als die erste Generation des neuen Jahrtausends, die Generation Y." Nach Angaben ihrer Erfinder gehören dazu die Jahrgänge der zwischen 1982 und 1995 Geborenen.
Trendforschern zufolge verfügt diese Generation über ungewöhnlich stark ausgeprägte Daumen, die so genannten iPod-Daumen, beweglich gehalten durch tausendfaches SMS-Tippen. Instant-Messanging, YouTube-Suche und bloggen sind für sie keine Fremdworte, sondern essentielle Bestandteile ihres Lebensstils. Nur emotional gilt die Generation Y als etwas unterkühlt.
Triebhafte Duftnote
Die Basisnote ist Moschus, dazu weiße Zeder und das asiatische Süßgras Vetiver. Man könnte also sagen: Triebhaft, aber süßlich mit etwas zedernhafter Holzigkeit. Andere beschreiben die Note für weibliche "Millenials" mit einem kräftigen Duft von Pink Grapefruit, etwas Bergamotte und einem Akzent von roter Johannisbeere. Der Duft für den männlichen Blogger hingegen sei irgendwie "strandiger", heißt es bei Calvin Klein, eine salzige Mischung aus Lime, Coca und Muskat.
Dies nun finden wir etwas enttäuschend. Denn natürlich hätten wir uns lieber einen Duft gewünscht, der wirklich nach technischer Moderne schmeckt. Also etwa eine helle Note von grauem Plastik, gepaart mit der Schärfe von Silizium und Batteriesäure, dazu die angenehm dezenten Aromen von Flüssigkristall und Plasma.
Man stelle sich einen Abend im Schlafzimmer der Generation Cybersex vor: Er kommt mit brennenden Augen lustlos vom Bildschirm ins Bett mit der "Star-Wars"-Wäsche gekrochen. Plötzlich erregt ein ungewohnter Duft seine Sinne. "Schatz, du riechst heute so gut nach MySpace." Sie schnüffelt an seinem Halsanatz. "Mmmh, dich umflort ein Duft von Skype und Outlook."
Wetten, dass so auch wieder im echten Leben klappt, was die Technik so perfekt, aber geruchsneutral simuliert? Oder anders gefragt, liebe Duft-Designer von Calvin Klein: Sind wir nicht alle ein bisschen Cebit?
http://www.n24.de/wissen_technik/multimedia/article.php?articleId=107193